Ab Ende März wollte Sunrise 150 Städte und Gemeinden der Schweiz mit 5G versorgen – doch Elektrosmog-Grenzwerte könnten den Ausbau bremsen. (Bild: Sunrise)

Den Teilnehmern der Versteigerung von 5G-Frequenzen in der Schweiz wurden keine großen Anstrengungen abverlangt – zumindest nicht nach den Ausschreibungsunterlagen. Das dicke Ende kam erst nach dem Ende der Versteigerung. Nun ist der schnelle Ausbau in Gefahr.

Bereits zuvor war das Auktionsverfahren in der Schweiz abgeschlossen worden. Hier waren die Auflagen an die Bieter sehr überschaubar: Die ersteigerten Frequenzen müssen genutzt werden, um bis Ende 2024 mindestens 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung mit eigener Infrastruktur zu versorgen. Hätte einer der Bieter keine 700-MHz-Frequenzen zur Nutzung per FDD (Frequenz Division Duplex) ersteigert, hätte für diesen sogar nur ein Grenzwert von 25 Prozent gegolten. Dieser Fall ist allerdings nicht eingetreten.

Weder ist festgelegt, mit welcher Technik die Versorgung zu erfolgen hat, noch sind Verpflichtungen oder Begrenzungen zum nationalen Roaming oder Sharing in den Ausschreibungsbedingungen enthalten. Mit einer LTE-Abdeckung von jeweils 97 bis 98 Prozent durch die drei großen Provider ist schneller Mobilfunk für die Schweizer schon heute selbstverständlich.

380 Million Franken investiert

Neben den attraktiven Frequenzen im 700-MHz-Bereich, die eine großflächige Versorgung mit weniger Funkzellen ermöglichen, kamen auch Frequenzen im Bereich 1400, 2600 und 3500-3800 MHz unter den Hammer. Für das schmale Frequenzband bei 2600 MHZ (2 x 5 MHz FDD) fand sich allerdings kein Bieter. Aber auch drei Blöcke im Bereich von 700 und 1400 MHz blieben unverkauft.

Die drei Schweizer Telekom-Provider Salt, Sunrise und Swisscom ersteigerten letztlich 445 MHz Bandbreite für knapp 380 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet rund 335 Millionen Euro. 200 MHz sicherte sich allein Swisscom und zahlte dafür mehr als 195 Millionen Franken. Auf Sunrise entfielen 125 MHz für weniger als 90 Millionen Franken, Salt zahlte für 120 MHz 94,5 Millionen Franken.

Schneller Ausbau gefährdet

Nach dem Abschluss der Schweizer 5G-Auktion preschte zunächst Sunrise vor: 150 Städte und Gemeinden sollten bereits Ende März versorgt werden können. „Glasfaser-Internet durch die Luft“ in bislang unterversorgten Gebieten anzubieten ist die Strategie von Sunrise, die stationäre Router fürs Zuhause in den Fokus stellt.

Platzhirsch Swisscom wollte bis zum Ende des Jahres 60 Städte und Gemeinden zumindest punktuell erschließen. Darunter Bern, Luzern, Zürich, Lausanne und Genf, wo bereits 5G-Tests durchgeführt werden. Salt kündigte den Start von 5G noch für dass dritte Quartal 2019 an.

Doch die Euphorie hielt nur wenige Tage. Dann wurde bekannt, dass rund zwei Drittel der bestehenden 19.000 Mobilfunkstandorte bereits die maximal zulässige Sendeleistung ausschöpfen, so dass dort nicht einfach zusätzliche 5G-Infrastruktur hinzugefügt werden darf. Nach Angaben der Provider müssten nun bis zu 15.000 neue Standorte erschlossen und gebaut werden – was die Ausbaupläne erheblich bremst.

Schweiz hält an Grenzwerten fest

Nach wie vor kämpfen die drei Mobilfunkanbieter daher um eine Lockerung der Grenzwerte. Diese sind zum Beispiel nach Ansicht von Swisscom um den Faktor 10 zu niedrig, wenn man die Empfehlungen der WHO zugrunde legt. Bislang ist das Schweizer Parlament jedoch nicht bereit, die strengen Bestimmungen zur Beschränkung des Elektrosmogs zu lockern.

Auch in Österreich stehen Hausanschlüsse im Zentrum der 5G-Strategie. Das verwundert nicht: 5G-fähige Smartphones sind derzeit noch nicht verfügbar. Erste Modelle, die voraussichtlich zur Jahresmitte auf den Markt kommen sollen, wurden aber bereits im Februar auf dem Mobile World Congress 2019 in Barcelona präsentiert.