Deutschland wartet auf die Versteigerung der 5G-Frequenzen. (Bilder: Pixabay / GDJ, geralt; Komposition: H. Jacob)

Politisches Tauziehen, Klagen, Eilentscheidungen: Die aktuelle Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen in Deutschland ist bereits im Vorfeld höchst umstritten. Am 19. März um 10:00 Uhr begann der Bieterwettkampf, von dem sich die Bundesregierung mehrere Milliarden Euro einnahmen erhofft. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden über den aktuellen Stand der Gebote und die wichtigsten Details der Frequenzvergabe.

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Hier finden Sie weitere aktuelle Infos und Analysen zur Auktionswoche 3.

 

Update 29.03.2019: Es wird wohl noch richtig teuer

Das Auktionsverhalten des heutigen Tages weicht deutlich von den vorangegangenen ab. Es erklärt sich jedoch im Lichte der jüngsten Pressekonferenzen von Telekom und United Internet, der Drillisch-Konzernmutter.

Telekom-Chef Thimoteus Höttges hatte nicht nur Rekord-Investitionen des Konzerns angekündigt, sondern allein für den 5G-Netzausbau im laufenden Jahr 5,4 Milliarden Euro veranschlagt. Die Kosten der Frequenzauktion kommen noch dazu. Man werde schnell ein bundesweites Netz aufbauen, so Höttges, der zugleich stichelte, von Drillisch sei das nicht zu erwarten.

United-Internet-Chef Ralph Dommermuth konterte auf der eigenen Bilanzpressekonferenz diesen Angriff und versprach, das 5G-Angebot der Marke Drillisch werde sich nicht auf Ballungsräume beschränken, sondern auch in der Fläche ausgerollt . Immer unter dem Vorbehalt, dass entsprechende Frequenzen zu wirtschaftlich sinnvollen Preisen zu bekommen sind. Das bedeutet, dass Drillisch auch relevantes Spektrum im Flächenspektrum bei 2 GHz benötigt – und darum kämpfen wird, aber nicht mit unbegrenzten Budget. Nach den Worten von Dommermuth steigen die Kosten für angemietete Kapazitäten so stark, dass sich die Investitionen in ein eigenes Netz rechneten.

Gleichzeitig gab er einen Einblick in die Vereinbarung mit Telefónica. Der Zusammenschluss von O2 und E-Plus war von den Kartellbehörden nur unter der Auflage genehmigt worden, dass 30 Prozent der Netzkapazität vermietet werden. Den Zuschlag hatte sich Drillisch gesichert, und nach Aussage von Dommermuth umfasst der Vertrag auch künftige Technologien wie 5G. Dementsprechend könne man hier in der Aufbauphase auf nationales Roaming setzen. Der Vertrag läuft zwar nur bis Mitte 2020, sei aber einseitig von Drillisch zweimal um fünf Jahre verlängerbar, also bis Mitte 2025 oder 2030.

Was heißt das nun für die Auktion?

Zum einen, dass die Telekom sich als Vorreiter und Premium-Anbieter in 5G präsentieren will. Und das bedeutet: Maximale Bandbreite erzielen, um den hohen Investitionen in den Netzausbau möglichst schnell relevante Erlöse folgen zu lassen. Zum anderen, dass es für die Provider noch Chancen gibt, sich die neu entstehende Konkurrenz vom Hals zu halten: wenn die Lizenzen zu teuer werden oder keine oder zu wenig Bandbreite im 2-GHz-Spektrum erzielt wird. Zudem können Telekom und Vodafone den Newcomer auch indirekt beim Aufbau seiner Kundenbasis behindern, nämlich dann, wenn Telefónica so wenig Bandbreite erhält, dass für das Roaming mit Drillisch kaum Kapazitäten bleiben. Damit sind die Rollen im Auktionspoker klar verteilt.

Nun zurück zum Auktionsgeschehen des neunten Tages. Am Anfang, zur Runde 86, sieht es noch friedlich aus – alle drei Provider erzielen jeweils 100 MHz. Bandbreite. Doch das sollte sich bald ändern. Bis zum Ende des Tages verteuern sich die Frequenzen um fast ein Drittel oder beinahe 400 Millionen, von knapp über 1,2 Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro. In Runde 89 eröffnet die Telekom die Bieterschlacht und scheint bis an ihr oberes Bandbreitenlimit zu gehen. Mit einer Erhöhung der erfolgreichen Gebote um 272 Millionen Euro kann sie 160 MHz des verfügbaren Spektrums auf sich vereinigen.

Davon verliert sie in der Folgerunde 30 MHz wieder, kann aber den Stand von 130 MHz bis zum Ende des Tages halten. Vodafone geht mit 120 MHz ins Wochenende. Drillisch liegt – wieder einmal – bei 90 MHz, davon zwei Blöcke im 2-GHz-Band. Dies scheint die Zielkonstellation des Neueinsteigers zu sein. Und für Telefónica verbleiben in der Runde 93, der letzten des Tages, nur 80 MHz, ebenfalls mit zwei 2-Ghz-Blöcken.

Update 28.03.2019: Jetzt ist Schluss mit lustig

Nachdem sich am Vortag die Frage stellte, ob Drillisch eventuell bereit wäre, den anderen Wettbewerbern im 2-GHz-Band das Feld zu überlassen, kam in Runde 76, der ersten des 8. Tages dieser Auktion, eine deutliche Antwort: Nein. Zwar wurde dem Newcomer auch noch der letzte Block im unteren Frequenzband weggeboten, jedoch sicherte er sich zugleich drei andere – von jedem Provider einen. Im 3,6-GHz-Bereich verlor er zudem zwei der zuletzt drei gehaltenen Blöcke, sicherte sich aber ebenfalls drei neue, zwei von der Telekom und einen von Vodafone. Doch damit nicht genug: der nur eingeschränkt nutzbare Block 01K 3,6, der teilweise an militärische Frequenzen grenzt, ist Drillisch auch nicht mehr gut genug – das Gebot wurde zurückgezogen.

Genauso aggressiv, wie die erste Runde begann, ging es dann auch weiter. Drillisch versuchte immer wieder, die 90 MHz Bandbreite zu erreichen, die man sich anscheinend als Mindestausstattung vorgenommen hatte, ging am Ende des Tages – in Runde 85 – mit 80 MHz aus dem Rennen.

Von den drei Providern war heute am auffälligsten Vodafone, allerdings im negativen Sinne. Anscheinend war man hier eher vorsichtig beim Bieten und fiel so zwischendurch immer wieder stark zurück: in Runde 77 auf 60 MHz, in Runde 80 auf 70 MHz, in Runde 85 beträgt das gehaltene Spektrum 80 MHz.

Die heftigen Bietergefechte hatten natürlich ihren Preis – im wahrsten Sinne des Wortes: Innerhalb eines Tages stieg die Summe der Höchstgebote um fast 180 Millionen Euro, der teuerste Einzelblock kostet bereits mehr als 72 Millionen. In der Endsumme von 1,2 Milliarden sind auch Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 78 Millionen Euro für vier Blöcke enthalten, deren Höchstgebote zurückgezogen wurden.

Update 27.03.2019: Die Milliardengrenze ist geknackt

An diesem Tag gibt es zwei Auffälligkeiten: Zum einen wird Drillisch nun häufiger angegriffen. Zum anderen hatte Telefónica mehrfach seine Höchstgebote zurückgezogen. Nachdem es für drei Blöcke bislang keinen neuen Bieter gab, kommen für die O2-Mutter nach derzeitigem Stand zu den erfolgreichen Geboten in Höhe von Über 239 Millionen nochmals Zahlungsverpflichtungen in Höhe von knapp 76 Millionen hinzu.

Die divergente Preisentwicklung setzte sich weiter fort: 2-GHz-Frequenzen sind deutlich höher bewertet als 3,6-GHz-Blöcke, innerhalb des unteren Frequenzbereichs gibt es aber auch unterschiede zwischen den Frequenzen, die ab 2021 verfügbar werden und denen, die erst 2026 genutzt werden können. Erstere liegen zwischen 54 und 59 Millionen Euro. Letztere gibt es bereits ab 15,6 Millionen, die Spanne reicht bis 38,3 Millionen. Im 3,6-GHz-Band sind – abgesehen vom nur eingeschränkt nutzbaren Block 01 – zwischen rund 8 und 27 Millionen fällig.

Nachdem sich die Telekom am Vorabend mit einem Paukenschlag in den Feierabend verabschiedet hatte, folgte in der ersten Runde des heutigen Tages der Gegenschlag von Telefónica, der das Spektrum des Rosa Riesen um 50 MHz reduzierte. Reihum machten sich die Provider die verfügbare Bandbreite streitig und drückten die Wettbewerber auf 90 oder sogar nur 80 MHz, was wieder entsprechende Gegenreaktionen auslöste. Am Ende des Tages landeten die drei Provider – wieder einmal – bei einer paritätischen Verteilung von jeweils 110 MHz Bandbreite. Diesmal sind allerdings schon zwei Provider mit vier erfolgreichen Geboten im 2-GHz-Band vertreten, lediglich Telefónica ist bei drei Blöcken verblieben, für Drillisch verbleibt nur einer, der für einen sinnvollen Einsatz nicht ausreichend ist. Der Newcomer geht mit einem Spektrum von nur 60 MHz aus dem Tag, könnte sich allerdings noch die drei „herrenlosen“ Blöcke sichern, die Telefónica zurückgegeben hat.

Finanzminister Olaf Scholz wird es freuen: Mit 1.032.096.000 Euro wurde in der letzten Runde des Tages die Milliardengrenze geknackt. Wie es weitergeht, wird auch an Drillisch liegen: Zieht man sich aus dem 2-GHz-Spektrum komplett zurück und überlässt hier den drei anderen das Feld, könnte sich die Einigung schneller – und günstiger – ergeben.

Update 26.03.2019: Telekom wird plötzlich gierig

Wie bereits am Vortag zeigte sich Drillisch weitgehend als Zuschauer, der keine Ambitionen zeigt, mehr als das seit Freitag gehaltene Portfolio zu ersteigern. Und auch der Test von Vodafone sowie der sofortige Konter erinnerten an die Abläufe des vorangegangenen Tages.

Ebenso  lieferten sich die anderen drei Auktionsteilnehmer wieder Scharmützel um die Vorherrschaft im 2-GHz-Block. Während es allerdings am Montag noch so aussah, als könnten die drei Provider grundsätzlich mit einer paritätischen Verteilung der verbleibenden Blöcke von je 110 MHz Bandbreite leben, zeigte die Telekom überraschend einen größeren Appetit. 120 MHz, später sogar 130 MHz Bandbreite sammelte der Rosa Riese. Nachdem Vodafone zwischendurch ebenfalls einmal die Muskeln spielen ließ, setzte die Telekom am Ende des Tages, in Runde 65, zu einem neuen Höhenflug an und gewann 140 MHz für sich.

256,4 Millionen ist dem Provider dieses Paket wert – mehr als 36 Millionen über dem bislang höchsten Telekom-Gebot von rund 220 Millionen Euro in Runde 60. In Summe sprang das Bietervolumen in der letzten Runde um 30 Millionen Euro nach oben auf 871,7 Millionen. Der Anstieg über den ganzen Tag lag mit 101,7 Millionen noch leicht über dem Wert des Vortags.

Vodafone erreichte am Ende des Tages wieder ein Volumen von 110 MHz. Hart traf dagegen der Telekom-Vorstoß den Wettbewerber Telefónica: der ging mit nur 80 MHz aus diesem Auktionstag, das ist sogar noch weniger als Drillisch derzeit bekommen würde. Die O2-Mutter musste sich bereits mehrfach mit viel Geld zur Wehr setzen, nachdem sie ins Hintertreffen geraten war. So geschehen beispielsweise in Runde 41, als ebenfalls nur noch acht Blöcke zu Buche schlugen. Die Reaktion kam in der Folgerunde in Form eines Aufschlags von über 144 Millionen Euro für insgesamt 120 MHz (40+80 MHz).

Ähnlich dürfte also auch der Mittwoch beginnen. Die spannende Frage ist jedoch, ob Telefónica nur die Telekom angreift oder auch Blöcke der anderen beiden Auktionsteilnehmer ins Visier nimmt.

Update 25.03.2019: Teure Bieterschlacht oder schnelles, günstiges Ende?

Nachdem Drillisch zum Ende der vorangegangenen Woche ziemlich Federn lassen musste, meldet sich der Newcomer in der ersten Runde der neuen Woche eindrucksvoll zurück. Zwei der erst 2026 verfügbaren 2-GHz-Blöcke und sechs Blöcke im 3,6-GHz-Band, davon einer mit 20 MHz Breite, aber eingeschränkter Nutzungsmöglichkeit – in Summe eine Bandbreite von 90 MHz, das ist der Stand, der bereits am vergangenen Freitag einmal erreicht war. Der wird in der Folgerunde nochmals von Vodafone in Frage gestellt und postwendend in Runde 47 gekontert. Danach tut sich bei Drillisch in den folgenden sieben Runden bis zum Ende des Tages nichts mehr. Offensichtlich könnte der Newcomer mit dieser Frequenzausstattung gut leben.

Wie lange die Auktion noch läuft wird sich voraussichtlich daran entscheiden, wann sich Telekom, Vodafone und Telefónica untereinander auf eine akzeptable Verteilung einigen können. Rechnet man die von Drillisch gehaltenen Blöcke heraus, dann verbleiben für die drei jeweils 110 MHz Bandbreite. Getrennt nach Bändern kann die Aufteilung allerdings nicht gleichmäßig erfolgen, denn im unteren Band stehen noch 10 Blöcke (davon zwei erst ab 2026 nutzbar), im oberen 23 Blöcke zur Verfügung. Ein Bieter könnte sich also einen vierten Block im 2-GHz-Band sichern und dafür auf einen im 3,6-GHz-Band verzichten.

Und diese Aufteilung wird im Laufe des Tages mehrfach erreicht. In Runde 47 liegt Vodafone mit 40+70 MHZ im unteren Frequenzband vorn, in Runde 51 sichert sich Telefónica den vierten 2-GHz-Block, während die beiden anderen Provider mit 30+80 MHz ebenfalls in Summe auf 110 MHz Bandbreite kommen. In Runde 55, der letzten des Tages, stellt Vodafone den Stand von Runde 47 wieder her. Dieses frequenztechnische Nullsummenspiel über acht Runden bringt dem Finanzminister ein Plus von knapp 59 Millionen, fast vollständig auf Kosten von Vodafone. Das kann als starkes Signal zur Verteidigung dieser Position gewertet werden.

Insgesamt haben die Höchstgebote an diesem Tag um rund 99 Millionen Euro zugelegt, auf eine Summe von 761,8 Millionen Euro. Wie es weitergeht, wird offensichtlich vor allem von Vodafone und Telefónica bestimmt. Denn die Telekom scheint die Lektion von 2000 gelernt zu haben und würde sich wohl eher mit einer Ausstattung von 30+80 MHz zufriedengeben, als die Preise unnötig zu treiben. Nun kommt es darauf an, ob Vodafone und Telefónica sich eine teure Bieterschlacht liefern. Ansonsten könnte die Auktion sehr schnell – und überraschend günstig – zu Ende sein.

Update 22.03.2019: Provider lassen die Muskeln spielen

Nach dem Drillisch-Paukenschlag vom Vortag folgte in der ersten Runde des Tages eine überraschende Reaktion: Sowohl Telefónica als auch Vodafone legten sich ins Zeug und holten 30 beziehungsweise 20 MHz Bandbreite af ihre Seite – komplett auf Kosten der Deutschen Telekom. Der Newcomer hingegen blieb in den ersten drei Runden völlig unbehelligt – und legte auch seinerseits nicht nach.

Erst in Runde 40 verliert Drillisch einen Block, holt sich den aber umgehend wieder zurück. Falls Drillisch damit signalisieren wollte, dass dieser Stand ein akzeptables Endergebnis darstellen würde: Es ist kaum zu erwarten, dass die drei Wettbewerber dies so akzeptieren. Denn der Neueinsteiger würde damit ein Drittel der begehrten 2-GHz-Frequenzen vereinnahmen, auch wenn zwei der vier Blöcke erst ab 2026 zur Verfügung stehen. Sollte Drillisch die Position hart verteidigen wollen, wird der Bieterkampf extrem teuer.

Da werden Erinnerungen wach an die erste UMTS-Frequenzauktion im Jahr 2000, bei der umgerechnet 50,8 Milliarden Euro (damals noch: knapp 99,4 Milliarden D-Mark) fällig wurden – für ein paritätisches Ergebnis (je zwei Blöcke für jeden der sechs Bieter), das nach dem Ausstieg von Debitel bei einem Stand von 32,2 Milliarden schon einmal erreicht war. Der letztlich erfolglose Versuch, weitere Teilnehmer zum Aufgeben zu bewegen, trieb die Kosten um mehr als 18,5 Milliarden Euro nach oben. Ob die Provider sich noch einmal auf so ein riskantes Spiel einlassen?

Wie das aussehen könnte zeigte sich in den letzten drei Durchgängen des Tages: in Runde 42 holt sich Telefónica gezielt je drei Blöcke aus dem unteren und oberen Frequenzband von Drillisch, die ja alle bei über 20 Millionen Euro liegen. Dazu auch noch je zwei Blöcke von Vodafone und Telekom im 3,6-GHz-Band. Allerdings gibt der Provider auch drei der bislang gehaltenen Blöcke in diesem Bereich zurück. In Summe erhöht der Provider seine erfolgreichen Angebote in einem Schritt um über 144 Millionen Euro.

Drillisch antwortet in Runde 43, indem es Vodafone zwei 2-GHz-Blöcke wegschnappt und dazu noch zwei der bislang noch günstigen 3,6-GHz-Blöcke mit Aufschlägen von je 20 Millionen Euro holt, einen davon ebenfalls von Vodafone. Zudem gibt der Newcomer das erste Gebot auf den bislang verschmähten Block 01K 3,6 ab.

Diesen Angriff lässt sich Vodafone nicht gefallen und holt sich die drei Blöcke in der letzten Bieterrunde der Woche umgehend wieder zurück. Nun haben die drei Provider das zur Verfügung stehende 2-GHz-Spektrum gleichmäßig unter sich aufgeteilt, Drillisch steht hier momentan mit leeren Händen da. Im oberen Frequenzbereich liegt Telekom mit 90 MHz Bandbreite vorn, es folgen Telefónica mit 80 und Vodafone mit 70 MHz. Für Drillisch verbleiben nur 60 MHz, davon 20 MHz in einem Bereich mit eingeschränkter Nutzung.

Nachdem am dritten Tag die Summe der Gebote um 150 Millionen gestiegen waren, beträgt der Zuwachs am vierten Tag nochmals rund 125 Millionen Euro. Der aktuelle Stand liegt bei 662,835 Millionen. Doch die Auktion geht ja ab Montag wieder weiter – und man darf gespannt sein, welche Signale Drillisch in der kommenden Woche aussendet.

Update 21.03.2019: Drillisch hat’s schon wieder getan

So wie der zweite Auktionstag zu Ende gegangen war, so ging es zunächst am dritten Tag weiter: „Trippelschrittchen“ von wenigen Millionen pro Runde, nur wenige Blöcke wechselten jeweils hin und her.

Runde 27 führt zu Parität: Alle vier Bieter könnten nach dieser Runde mit jeweils 100 MHz Bandbreite, verteilt auf 10 Blöcke, nach Hause gehen. Allerdings sind die Pakete unterschiedlich verteilt: Bei Telekom und Vodafone jeweils drei Blöcke im unteren und sieben Blöcke im oberen Frequenzbereich. Bei Telefónica liegen nur zwei, bei Drillisch dagegen vier Blöcke im unteren Bereich. Während sich die Telefónica-Gebote auf knapp 50 Millionen Euro summieren, kommt Drillisch in dieser Runde sogar auf über 150 Millionen, gefolgt von Vodafone mit 130,4 und der Telekom mit 80,8 Millionen Euro.

In Runde 29 fällt auf, dass bei Vodafone keinerlei Änderungen zu sehen sind: Weder wurden neue Blöcke gewonnen, noch welche verloren. Runde 31 ist für Telefónica und Vodafone bandbreitentechnisch ein Nullsummenspiel: Was an der einen Stelle gewonnen wurde, wird an der anderen verloren. Das hat allein diese beiden Bieter 3,4 Millionen Euro gekostet – der Finanzminister sagt „Vielen Dank“. Aber genau das ist ja, was mit der Auktion bezweckt werden soll.

Die Preise im 2-GHz-Bereich ziehen weiterhin schneller an als im 3,6-GHz-Bereich. War in der ersten Runde hier noch der günstigste Block für 9,72 Millionen Euro zu bekommen, steigt der Einstiegspreis bis Runde 30 auf 14,23 Millionen, geboten von der O2-Mutter. Den teuersten Block hält Vodafone mit einem Gebot von 27,5 Millionen Euro. Im 3,6-GHz-Bereich gibt es dagegen jede Menge Blöcke, deren Preis bei knapp über 3 Millionen liegt. Lediglich die sechs Blöcke, für die Drillisch bereits in der ersten Runde über 20 Millionen geboten hatte, sind teurer. Wobei nur noch drei dieser 3,6-GHz-Blöcke bei Drillisch liegen, Telekom hatte einen und Vodafone sogar zwei mit höheren Geboten übernommen – angesichts der viel günstigeren Alternativen offensichtlich ein Zeichen an den Newcomer, dass man sich zu wehren weiß.

Kurz vor Schluss – in Runde 35 – stockt Telefónica im 2-GHz-Band von zwei auf vier Blöcke auf, die Zahlungsverpflichtung schießt insgesamt von 56,4 auf 93,6 Millionen nach oben. Im oberen Band hat der Provider zwar ebenfalls zwei neue Höchstgebote platziert, büßte aber zugleich drei Blöcke ein. Hier waren Telekom und Vodafone erfolgreich. Der große Verlierer ist Drillisch – der Neueinsteiger fällt auf 60 MHz Bandbreite zurück.

Aber nicht lange: In der Abschlussrunde des dritten Tages holt Drillisch mal wieder das Scheckbuch raus und setzt seinerseits ein 100 Millionen Euro schweres Zeichen: Im 2-GHz-Band wird ein Block mit einem Aufschlag von 7 Millionen zurückgeholt, ein weiterer mit einem Aufschlag von ebenfalls 7 Millionen verteidigt. Im 3,6-GHz-Bereich packt der bisherige Mobilfunkreseller bei drei Blöcken wiederum jeweils 20 Millionen obendrauf. Die Summe aller Gebote springt so mit einem Schlag von 460 auf über 537,5 Millionen. Und die drei Großen haben nun eine Nacht Zeit, ihre Strategie zu überdenken.

Update 20.03.2019: Fortschritt in Trippelschritten

Am zweiten Tag der Auktion stieg die Summe der Höchstgebote von 332,5 auf knapp 387 Millionen Euro. Insgesamt 14 Bieterrunden wurden abgeschlossen – ein Tag des Taktierens und Belauerns. Allerdings zeigt sich, dass die Frequenzen im 2,0-GHz-Spektrum begehrter sind als die im höheren Frequenzbereich. Nur noch zwei Blöcke sind knapp unter 10 Millionen schwer, alle anderen sind bereits darüber. Im 3,6-GHz-Spektrum kosten die meisten Frequenzblöcke derzeit nur 2,5 bis 2,7 Millionen – wenn man von den sechs Blöcken absieht, für die Drillisch in der ersten Runde geboten hat. Von denen sind nur noch drei beim Newcomer, zwei hat sich Vodafone geschnappt, der dritte liegt derzeit bei der Telekom.

Dieser Frequenzblock hat eine Besonderheit: er ist als „konkret“ ausgewiesen. Das bedeutet, dass genau festgelegt ist, welche Frequenz der Käufer bekommt. In diesem Fall – Block 29K 3,6 – ist es das Band von 3,69-3,70 GHz. Die anderen Frequenzblöcke, als „abstrakt“ bezeichnet, werden nach Bedarf einsortiert, so dass für jeden erfolgreichen Bieter ein zusammenhängendes Band entsteht. Block 29k 3,6 ist insofern interessant, als dass die weiteren Frequenzen für dessen Inhaber direkt angefügt werden, also von 3,7 GHz nach unten, und dass der Bereich bis 3,6 GHz sicher nutzbar ist. Im Bereich von 3,4 bis 3,6 GHz sind dagegen Klagen anhängig, weil hier bislang 32 Richtfunkstrecken (WLL – Wireless Local Loop) in Betrieb sind, deren Betreiber sich gegen einen Widerruf der WLL-Zuteilungen wehren.

Aufgrund der Bedenken im Anhörungsverfahren zu den Verfahrensbedingungen der Auktion hat die Bundesnetzagentur angekündigt, im Rahmen der Zuteilung auflösende Bedingungen für die streitbehafteten Frequenzen zu erlassen (Details siehe Entscheidungen III/IV, S. 84-86). Sprich: Können sich die WLL-Betreiber vor Gericht durchsetzen und die BNetzA dürfte die betroffenen Frequenzen nicht zuteilen, könnten die Auktionsgewinner zum Teil in die Röhre schauen. Daneben existieren im gesamten 3,6-GHz-Spektrum mehrere Satelliten-Up- und Downlinks. Deren Bestand ist nicht gefährdet, da es nur wenige Bodenstationen betrifft. Mit denen müssen sich die Mobilfunkbetreiber koordinieren, um lokale Störungen zu vermeiden.

Es gibt übrigens noch einen zweiten „konkreten“ Block: 01K 3,6 umfasst 20 MHz statt nur 10 MHz und liegt am unteren Ende des 3,6-GHz-Spektrums, von 3,40-3,42 GHz. Für diesen Block gab es in den abgelaufenen 22 Runden noch kein einziges Gebot. Er liegt laut Frequenzplan in unmittelbarer Nachbarschaft zu militärischen Anwendungen, was zu Einschränkungen führen kann. Vermutlich hoffte die Bundesnetzagentur, mit der größeren Bandbreite des Blocks ausreichenden Ausgleich zu schaffen. Doch zumindest bislang scheint dieses Argument nicht zu verfangen.

Das kann sich jedoch noch ändern – Marktexperten erwarten, dass sich die Auktion über Wochen hinzieht und noch einiges in Bewegung kommt. Der Stand der 22. Bieterrunde wäre als Endergebnis absurd: Die beiden Bieter mit der höchsten Bandbreite (Deutsche Telekom und Telefónica Deutschland, jeweils 110 MHz) kämen mit 69 und 61 Millionen Euro zum Zug, während Vodafone für 100 MHz bereits knapp 126 und Drillisch für nur 80 MHz sogar über 131 Millionen Euro hinblättern müssten. Man darf gespannt sein, wie die Strategie der vier Bieter für die nächste Runde aussieht.

Update 19.03.2019: Drillisch setzt ein Zeichen

Um 10:00 Uhr begann heute das Bieterverfahren. In den Folgetagen geht es bereits um 8:00 los, von 12:00 bis 14:00 Uhr ist Mittagspause, um 18:30 wird der Auktionstag beendet und dann am kommenden Tag fortgesetzt. Das Verfahren endet erst, wenn keine neuen Gebote mehr eingehen.

Zur Versteigerung kommen insgesamt 420 MHz Bandbreite, verteilt auf 2x 60 MHz im Bereich von 2,0 GHz und einen durchgängigen 300-MHz-Block von 3,4 bis 3,7 GHz. Die zur Verfügung stehende Bandbreite wird angeboten in 12 Blöcken zu 2×5 MHz im unteren Frequenzbereich sowie 1 x 20 MHz und 28 x 10 MHz im oberen Frequenzbereich. Die vergebenen Frequenzen können ab Anfang 2021 genutzt werden, lediglich vier Blöcke im 2-GHz-Band sind erst ab 2026 frei. Die Nutzung wird bis 2040 gewährleistet, eine Verlängerung darüber hinaus ist nach heutigem Stand möglich. Das Mindestgebot je Block liegt je nach Frequenz und Nutzungsdauer zwischen 1,7 und 5 Millionen Euro.

Die erste Bieterrunde verrät, dass die drei Provider auf der einen Seite und Newcomer Drillisch auf der anderen Seite mit völlig gegensätzlichen Strategien ins Rennen gehen: Die Provider haben jeweils nur das Mindestgebot abgegeben. Drillisch dagegen packt bei jedem seiner 10 Gebote glatte 20 Millionen auf den Mindestpreis drauf. So kommt ein Gesamtergebnis von 288,3 Millionen Euro zusammen, von dem allein Drillisch 227,7 Millionen trägt. In der zweiten Runde werden einzelne Drillisch-Gebote übertrumpft, die Summe der Gebiete springt dementsprechend auf über 311 Millionen Euro. Alle anderen Runden verlaufen dann deutlich ruhiger – in kleinen Schritten geht es bis auf knapp 332,5 Millionen Euro, die in der 8. Runde, der letzten Bieterrunde dieses Tages, erzielt werden. Drillisch ist am Ende nur noch mit 122,6 Millionen dabei, knapp gefolgt von Vodafone mit 120,2 Millionen Euro.

18.03.2019: Richtlinien während Versteigerung noch immer umstritten

Im Vorfeld der Versteigerung kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den drei in Deutschland aktiven Mobilfunknetzbetreibern (T-Mobile, Vodafone, Telefónica), der Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur (BNetzA) und der Bundesregierung in Berlin. Vor allem zwei Streitpunkte beherrschten die Debatte:

  • LTE-Versorgung: Sowohl bei der flächenmäßigen Abdeckung als auch beim Datendurchsatz spielt Deutschland hier bestenfalls in der Regionalliga. Die Politik forderte, dass die Vergabe der neuen Frequenzen mit der Maßgabe erfolgt, dasss es hier schnell zu Verbesserungen kommt. Insbesondere die „weißen Flecken“ sollten geschlossen werden. Die Provider sahen das als nachträgliche Verschärfung von Auflagen aus vergangenen Auktionen. Letztlich war aber wohl der Druck aus Politik und Öffentlichkeit zu groß, so dass die BNetzA nun doch entsprechende Auflagen erließ.
  • Nationales Roaming: Kann die flächendeckende Versorgung schneller erreicht werden, wenn die Provider nicht  überall Funkstandorte errichten müssen? In der Praxis würde dies bedeuten, dass in manchen Gebieten nur ein Provider für Netzabdeckung sorgt, die Kunden der anderen aber dieses Netz im Rahmen von Roaming-Vereinbarungen mitbenutzen können. Die drei großen Provider lehnen dies kategorisch ab, insbesondere seit ein vierter Bieter –  die Drillisch Netz AG – zugelassen wurde. Drillisch, bislang ausschließlich als Reseller tätig, besitzt derzeit noch kein eigenes Netz. Müsste diesem Wettbewerber der Zugang zu den eigenen Netzen eingeräumt werden, könnte er von Anfang an bundesweit konkurrieren – für die Provider mit bestehender Infrastruktur eine Entwertung ihrer bisherigen und künftigen Investitionen. In den Ende November 2018 veröffentlichten Vergabebedingungen ist keine Verpflichtung zum Roaming festgeschrieben, aber ein Gebot zu Verhandlungen, wenn andere Netzbetreiber, Infrastruktur-Neueinsteiger oder „Dienstanbieter“ (z.B. Reseller) Interesse anmelden. Die Bundesnetzagentur behält sich das Recht vor, bei Verstößen als „Schiedsrichter“ einzugreifen, um den Wettbewerb zu schützen.

Bis Ende des Jahres 2018 reichten neun potenzielle Bieter und Dienstanbieter Klage gegen die Vergaberichtlinien ein. Den einen gingen die Regelungen zu weit, den anderen nicht weit genug. Auch die geringeren Ausbau-Anforderungen für den Neueinsteiger Drillisch wurden moniert. Mit Eilanträgen versuchten zudem T-Mobile, Vodafone, Telefónica und Freenet, noch vor dem Beginn der Auktion Änderungen zu erreichen. Dies hätte allerdings  mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu geführt, dass die Frequenzversteigerung erst später hätte starten können. Die Eilanträge wurden jedoch allesamt abgewiesen. Die Klagen laufen aber grundsätzlich weiter.

„Unsere Entscheidung schafft wichtige Voraussetzungen für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Durch die Vergabe der Frequenzen schaffen wir Planungs- und Investitionssicherheit und tragen zu einem schnellen und bedarfsgerechten Ausbau der Mobilfunknetze in Deutschland bei,“ – Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur

Was die Provider leisten müssen

Bei der aktuellen Auktion geht es formal um 5G. Doch es ist nirgends festgelegt, dass die jetzt zu vergebenden Frequenzen – die teilweise erst 2025 zur Verfügung stehen – tatsächlich für 5G genutzt werden müssen. Umgekehrt können die Provider für 5G auch auf andere Frequenzen zurückgreifen, die sie bereits bei der Auktion 2015 ersteigert haben. Insbesondere das reichweitenstarke 700-Hz-Spektrum käme für einen schnellen 5G-Start in Frage. Dieses wird ab dem 23. Mai bundesweit zur Nutzung frei, wenn der letzte DVB-T-Sender seinen Betrieb einstellt (der Nachfolge-Standard DVB-T2 nutzt einen anderen Frequenzbereich).

Tatsächlich ist der technische Teil der Ausschreibung standardneutral gehalten. Die geforderten Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 oder 100 MBit/s und Latenzzeiten von maximal 10ms sind bereits mit 4G (LTE Advanced, auch als LTE-A oder LTE+ bezeichnet) zu erreichen. Allerdings wurde in den Zuteilungsbedingungen explizit die Forderung aufgenommen, dass jeder Provider 1.000 5G-Basisstationen zu errichten hat. Diese wiederum müssen nicht zwangsläufig in der Fläche installiert werden, es sind auch keine neuen Standorte vorgeschrieben, sondern es können bestehende Anlagen umgerüstet werden.

Die wichtigsten Vergaberichtlinien

Unter Berücksichtigung der Kommentierung sowie unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes werden folgende Versorgungsauflagen mit entsprechenden Qualitätsparametern festgelegt:

  • bis Ende 2022 mindestens 98 % der Haushalte je Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s,
  • bis Ende 2022 alle Bundesautobahnen mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens10 Millisekunden (ms) Latenz,
  • bis Ende 2022 die Bundesstraßen mit Verbindungsfunktionsstufen 0 / 1 mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens 10 ms Latenz,
  • bis Ende 2024 alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens 10 ms Latenz,
  • bis Ende 2024 alle Landes- und Staatsstraßen mit mindestens 50 Mbit/s,
  • bis Ende 2024 die Seehäfen sowie das Kernnetz der Wasserstraßen im Binnenbereichmit mindestens 50 Mbit/s,
  • bis Ende 2022 die Schienenwege mit mehr als 2.000 Fahrgästen pro Tag mit mindestens 100 Mbit/s,
  • bis Ende 2024 alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 Mbit/s

sowie bis Ende 2022 Inbetriebnahme von

  • 1.000 „5G-Basisstationen“ und
  • 500 Basisstationen mit mindestens 100 Mbit/s in „weißen Flecken“

Für Neueinsteiger gelten abweichende Versorgungsauflagen. Diese haben

  • bis Ende 2023 mindestens 25 % der Haushalte und
  • bis Ende 2025 mindestens 50 % der Haushalte

zu versorgen.
Neueinsteiger, die ausschließlich 3,6-GHz-Frequenzen erwerben, haben

  • bis Ende 2025 mindestens 25 % der Haushalte

zu versorgen.
Neueinsteiger, die 3,6-GHz-Frequenzen erwerben, haben

  • 1.000 „5G-Basisstationen“

zu errichten.