Achte Woche – die Routine geht weiter, der Nervenkitzel bleibt: Wer setzt dem Spektakel ein Ende?  (Bilder: Pixabay / GDJ, geralt; Komposition: H. Jacob)

Zähes Ringen: Die Frequenzversteigerung hängt seit Wochen an einem einzigen Block. Wer wird gewinnen? Wer gibt nach? Bleiben Sie auf dem Laufenden!

An dieser Stelle finden Sie täglich neu die Updates der achten Auktionswoche.

Update 10.05.2019: Drillisch setzt ein Zeichen – aber was bedeutet das?

Mit der letzten Runde der laufenden Woche hat Drillisch in der laufenden Auktion für Aufruhr gesorgt. Gemäß dem wochenlangen 1-Block-Poker hätte sich in Runde 318 die Telekom den Block 13A 3,6GHz, bislang von Vodafone mit einem Gebot von 114.683.000 Euro gehalten, zu einem neuen Preis von 116.976.000 Euro sichern sollen. Doch der Newcomer ist einfach dazwischengegrätscht und hat die Telekom um 10.000 Euro überboten. Und nicht nur das: Drillisch schnappte der Telekom weitere drei 3,6-GHz-Blöcke weg, einen weiteren von Telefónica und auch noch einen 2,0-GHz-Block von Vodafone – also insgesamt sechs Blöcke, jeweils die günstigsten in ihrem Frequenzbereich.

Zugleich gab das Unternehmen sechs bisher gehaltene 3,6-GHz-Blöcke zurück, die sich der Newcomer in Runde 227 mit einem Aufschlag von je 20 Millionen Euro gesichert hatte. Diese kosteten zwischen 126,3 und 127,5 Millionen Euro. Aufgrund des großen Preisabstandes zu den anderen Blöcken war Drillisch in den vergangenen 90 Runden nicht am 1-Block-Poker beteiligt. In dieser Zeit stieg der Preis vom günstigsten abstrakten 3,6-GHz-Block, um die sich die Kontrahenten nun seit Wochen streiten, von knapp 104 Millionen auf über 115 Millionen Euro. Bis das Preisniveau der Drillisch-Blöcke erreicht worden wäre, hätte es noch einmal rund 90 Runden, das entspricht rund zwei Wochen, gedauert. Die erfolgreichen Höchstgebote von Drillisch verringerten sich durch diesen Schachzug um 10 Millionen Euro. Allerdings muss der Newcomer zusätzlich noch Zahlungsverpflichtungen über 762 Millionen Euro für die zurückgegebenen Blöcke schultern. Insgesamt stehen nun 5,73 Milliarden Euro Auktionserlöse im Raum, 30,7 Millionen mehr als gestern.

Es stellt sich die Frage: Was will Drillisch mit diesem Schritt erreichen? Eine Möglichkeit wäre, die Auktion zu beschleunigen. Nun müssen die drei Wettbewerber die Blöcke wieder zurückholen. Und Drillisch könnte in der darauffolgenden Runde erneut zuschlagen. Dann würden statt einem nunmehr sechs Blöcke pro Runde gehandelt. Sollte einer der Teilnehmer sich ein Limit für die Gesamtgebote oder einen Höchstpreis für die umstrittenen Blöcke gesetzt haben, würden diese Grenzen schneller erreicht und die Auktion früher beendet. Gibt es keine solche Grenze, wird es einfach nur viel schneller viel teurer für alle.

Möglichkeit zwei lautet, dass Drillisch bereit wäre, auf einen Block zu verzichten, um die Auktion zu einem schnellen Ende zu führen. Ob diese Interpretation auch bei den anderen Wettbewerbern ankommt und einer davon darauf eingeht, wird die spannende Frage für die kommende Woche. Finanziell würde es jedenfalls Sinn machen, einen der „teuren“ Blocks mit einem Aufpreis von rund 10 Millionen Euro zu kaufen, wenn die Auktion dann schneller zu einem Ende kommt. Denn von gestern auf heute legten zum Beispiel die Gebote der Telekom (bei gleicher Frequenzausstattung) um 6,5 Millionen zu, die von Telefónica sogar um 10,1 Millionen. Sprich: Geht stattdessen der 1-Block-Poker unverändert weiter, sind in ein bis zwei Tagen mehr als die genannten 10 Millionen futsch. Wie es aussieht, wird es also in der kommenden Woche wieder spannend.

Update 09.05.2019: „Die Regierung ist schuld“

Auch an diesem Tag hielten sich die Auktionsteilnehmer streng an die bisherige Strategie, die die längste Frequenzversteigerung Deutschlands seit nunmehr beinahe 120 Runden prägt. Mit einem Zuwachs bei den Geboten um 22,7 Millionen Euro wurde heute die 5,7-Milliarden-Grenze nur knapp verpasst. Der 1-Block-Poker hat inzwischen 275 Millionen Euro gekostet.

Die Schuld an der verfahrenen Situation gab Telekom-Chef Tim Höttges heute den Verfahrensbedingungen beziehungsweise der Bundesnetzagentur und der Regierung. Bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für das erste Quartal verglich er die hierzulande noch laufende Frequenzauktion mit der in Österreich. Dort habe man wesentlich weniger bezahlt und schneller investieren können. So gebe es im Nachbarland bereits erste 5G-Angebote an einzelnen Standorten. Der „deutsche Weg“ bei der Frequenzvergabe sei dagegen darauf ausgerichtet, dem Finanzminister möglichst hohe Einnahmen zu sichern, zu Lasten der Provider.

Besonders stieß Höttges die Reservierung von 100 MHz Bandbreite für lokale Anbieter und die Industrie auf, die der Errichtung von sogenannten Campusnetzen dienen sollen. Würden diese Frequenzen nicht zurückgehalten, sondern für die Auktionsteilnehmer bereitstehen, dann hätten diese ihren Bedarf problemlos decken können. „In diesem Fall wäre die Auktion schon längst vorbei!“ ist sich Höttges sicher. So müsse man weiter mitbieten, um sich das benötigte Frequenzspektrum zu sichern, betonte der Telekom-Chef. Von dieser Seite ist also kein Beitrag zu einem schnellen Ende dieser Hängepartie zu erwarten.

Update 08.05.2019: Hängepartie geht weiter

Wieder 10 Runden abgeschlossen, wieder das selbe Bietmuster bei allen Teilnehmern, wieder einmal 22,4 Millionen mehr für den Finanzminister. Tag 31 ging mit Runde 300 bei einem Schlussstand von 5,676 Milliarden Euro zu Ende.

Morgen wird die Deutsche Telekom als erster Auktionsteilnehmer seine erste Quartalsbilanz in diesem Jahr präsentieren. Zur Auktion selbst dürfen die Teilnehmer eigentlich nichts sagen. Umso interessanter wird es, wie sich Telekom-Chef Timotheus Höttges gegenüber den drängenden Journalistenfragen verhält und was er generell zum Thema 5G ankündigen wird. Einen Tag später folgt die Q1-Bilanzpressekonferenz von Telefónica. Bei Vodafone wird am 14. Mai die Jahresbilanz 2018/19 präsentiert, und am 21. Mai stehen die Hauptversammlungen von Telefónica und 1&1 Drillisch im Kalender.

Update 07.05.2019: Drillisch bereitet sich auf längere Auktionsdauer vor

Der heutige Auktionstag verlief exakt nach Plan – keine Abweichung von der „Ich hole mir den billigsten Block“-Strategie. 10 Runden wurden abgeschlossen, die Gebotssumme erreichte knapp 5,654 Milliarden Euro. Wer schon mal vorausplanen will: Die 5,7-Milliardengrenze wird in Runde 311 überschritten, wenn es so weitergeht wie bisher, also voraussichtlich noch am Freitag dieser Woche. Und bis Dienstag kommender Woche, zur Runde 321, summieren sich die Mehrkosten aus dem seit 129 Runden laufenden 1-Block-Poker dann auf runde 300 Millionen Euro.

Die United Internet AG, Muttergesellschaft von 1&1 Drillisch, sowie Drillisch selbst stellen sich derweil darauf ein, dass die Auktion noch Wochen weitergehen könnte. Konkret geht es um die Hauptversammlung am 23. Mai 2019 und den geplanten Dividendenvorschlag, den das Management dort präsentieren will. Bislang ging das Unternehmen davon aus, dass bis zum 20. Mai feststeht, ob Drillisch erfolgreich Frequenzen ersteigert und danach ein eigenes Netz aufbauen wird – oder ob man ohne solche hohen Investitionen weitermacht. Wird das Geld in ein eigenes Netz gesteckt, soll die Ausschüttung an die Aktionäre auf ein Minimum reduziert werden.

Doch nun steht zu befürchten, dass bis zum genannten Stichtag womöglich noch gar keine Entscheidung gefallen ist. Dementsprechend wurde das Entscheidungskriterium heute umdisponiert: Solange am 20. Mai noch eine Chance besteht, dass Drillisch den Zuschlag für eigene Frequenzen bekommen kann, soll nun von beiden Unternehmen jeweils eine Dividende von 0,05 Euro je Aktie vorgeschlagen werden. Nur für den Fall, dass der Newcomer dann sicher aus dem Rennen ist, wird den Aktionären von United Internet eine Dividende von je 0,90 Euro angeboten, das wären 5 Cent mehr als im Vorjahr. Bei 1&1 Drillisch könnten sich die Aktionäre in diesem Fall auf 1,80 Euro freuen, das sind sogar 20 Cent mehr als 2018.

Update 06.05.2019: Reise nach Jerusalem für 200 Millionen Euro

Nach dem „langen Wochenende“, das sich die Auktionsteilnehmer ab dem 1. Mai gegönnt haben, gibt es an diesem 29. Auktionstag zwei Besonderheiten zu vermelden: Zum einen wurden 10 statt der an „langen“ Tagen (Montag bis Donnerstag) üblichen 8 Runden abgeschlossen. Dazu muss man wissen: Die Auktion läuft gewöhnlich von 8:00 Uhr bis 12:00 Uhr und von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr, nur freitags wird der Nachmittag verkürzt. Die Teilnehmer haben maximal eine Stunde Zeit, ihre Gebote abzugeben. So ergibt sich, dass vormittags und nachmittags mindestens vier Runden abgeschlossen werden können. Angesichts der Tatsache, dass die derzeitige Bieterstrategie glasklar ist, ist es aber eigentlich albern, die Zeiten jeweils auszuschöpfen. Denn jeder der Teilnehmer bietet jeweils auf den günstigsten Block, wenn er gerade nicht auf dem gewünschten Stand der Bandbreite ist. Dazu müsste man eigentlich nicht lange überlegen.

Seit Runde 192, also seit dem 15. April, das sind bereits drei Kalenderwochen, verfolgen die Wettbewerber um die knappe Ressource Bandbreite nun diesen Modus, mit einer Ausnahme: in Runde 226 startete Telefónica einen Angriff auf Drillisch, dem sich die anderen Provider aber nicht anschließen wollten. In der folgenden Runde 227 holte sich Drillisch das von Telefónica eroberte Spektrum wieder zurück – die Telekom, die sich in diesem Moment eigentlich um 10 MHz im Hintertreffen sah, setzte aber in dieser Runde aus, so dass diese „Reise nach Jerusalem“, bei der reihum jeweils einem Kontrahenten bildlich gesprochen ein 10-MHz-„Stuhl“ weggezogen wird, erst wieder mit Runde 228 aufgenommen wurde.

Lässt man dieses Intermezzo zwischen Telefónica und Drillisch außer acht, dann wurde heute die 200-Millionen-Grenze in dieser zermürbenden Routine übertroffen: In Runde 277, nachdem 85-mal ein 10-MHz-Block den Besitzer gewechselt hatte, stieg der Preis für diese Strategie auf über 201 Millionen Euro. Bis zur Runde 280 am Ende des Tages waren es sogar 207,7 Millionen Euro, bei Gesamtgeboten von 5,63 Milliarden Euro. Über 200 Millionen Euro, die nachher beim Mobilfunkausbau fehlen. Viele hundert Standorte hätten davon errichtet werden können.

Und offensichtlich haben es die Auktionsteilnehmer in drei Wochen nicht geschafft, eine Exit-Strategie zu entwickeln. Angesichts der bisherigen Summen von 1,1 bis 1,8 Milliarden Euro pro Teilnehmer lassen die gut 2 Millionen, die bei jedem Blockwechsel zusätzlich anfallen, nicht erwarten, dass in absehbarer Zeit einer der Kontrahenten an die Grenzen seines Budgets kommt. Also muss es anders gehen. Sonst gerät Deutschland bei 5G einfach nur deshalb ins Hintertreffen, weil die Auktion sich weitere Wochen und Monate hinzieht. Da hilft es auch nicht, ständig auf das Vergabeverfahren zu schimpfen. Es ist eine Aufgabe, die allein die Auktionsteilnehmer lösen können: Endlich dieses unwürdige Schauspiel zu beenden, damit der Aufbau des 5G-Netzes beginnen kann!

Weitere Infos zur Frequenzauktion:

Hier finden Sie die Updates der sechsten und siebten Woche.

Hier finden Sie die Updates der fünften Woche.

Hier finden Sie die Updates der vierten Woche.

Hier finden Sie die Updates der dritten Woche.

Hier finden Sie die Updates der ersten und zweite Woche sowie grundsätzliche Informationen zur Auktion.