Neunte Woche – erleben wir endlich den Endspurt?  (Bilder: Pixabay / GDJ, geralt; Komposition: H. Jacob)

Die Frequenzversteigerung bekam zum Ende der vorigen Woche neuen Schwung. Geht es nun endlich auf das Ende zu – oder droht eine neue Hängepartie? Bleiben Sie auf dem Laufenden!

An dieser Stelle finden Sie täglich neu die Updates der neunten Auktionswoche.

Update 17.05.2019: Auktion überschreitet immer neue Grenzen

Zu Anfang des 38. Tages der Auktion, die nun seit bereits zwei Monaten andauert, stieg der Preis des günstigsten abstrakten 3,6-GHz-Blocks auf 121 Millionen Euro – das sind bereits 20 Millionen mehr als zu Beginn des nervenaufreibenden Preispokers, der nun schon 170 Bieterrunden andauert. In dieser Zeit erhöhte sich die Summe der Gesamtgebote um 600 Millionen Euro. In Runde 365, der letzten in dieser Woche, wurde sogar die 5,9-Milliarden-Grenze geknackt. Und auch der Preis pro MHz und pro Kopf der Bevölkerung ist inzwischen fast bei rekordverdächtigen 17 Cent angelangt.

Update 16.05.2019: Der endlose Preispoker macht Aktionäre zunehmend nervös

In den vergangenen Tagen haben alle vier Auktionsteilnehmer ihre Jahres- oder Quartalsbilanzen vorgelegt. Wirklich positiv war keine davon, und die Investitionen für die 5G-Einführung sind bei allen Anlegern ein Grund zur Sorge. Dass die Infrastruktur viel Geld verschlingen wird, war ja bereits vorher klar. Diese Kosten werden als Investitionen in die Zukunft gesehen, die mittel- bis langfristig Gewinne einspielen wird. Je teurer jedoch die Lizenzen werden, umso weiter verschiebt sich der Punkt, an dem die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, in die Zukunft. Dass sich höhere Kosten sich nicht einfach über höhere Preise kompensieren lassen, hat der Markt bereits bei UMTS schmerzlich lernen müssen. Rund 50 Milliarden Euro hatten die Provider im Jahr 2000 in der bislang teuersten Frequenzauktion bezahlt. Als sie ihre Netze dann vermarkten wollten, zeigten die Kunden ihnen die kalte Schulter – das Preis-/Leistungsverhältnis der 3G-Angebote war dem Markt nicht angemessen. Dies schürt Bedenken, dass sich bei 5G das gleiche wiederholt und die ausufernden Lizenzkosten das Geschäftsmodell beschädigen.

Diese Bedenken schlagen sich deutlich in den Börsenkursen nieder. Einzig die Telekom kann im Jahresvergleich auf eine positive Entwicklung blicken, mit einem Kursplus von 6,9 Prozent. Nach der vierten Dividendenerhöhung in Folge gilt das Papier nach wie vor als solide. Vodafone, Drillisch – sowie der Mutterkonzern United Internet – und auch Telefónica wurden dagegen nach Dividendenkürzungen, die sich eben auch auf die 5G-Investitionen gründen, erheblich abgestraft. Vodafone steht 37,7 Prozent schlechter da als vor einem Jahr, Telefónica um 33,8 Prozent. Bei Drillisch und United Internet sind sogar Abschläge von 54,7 und 42,8 Prozent zu verzeichnen.

Angesichts dieser Marktreaktionen müssen sich die Unternehmen genau überlegen, wie weit sie bei dieser Auktion noch mitgehen. Der inzwischen als „Abnützungskampf“ bezeichnete Poker um einen einzigen Frequenzblock treibt ja nicht nur die Preise hoch. Wenn die Aktienkurse in den Keller gehen und die Verkaufsempfehlungen der Börsen-Gurus zunehmen, ist der Weg nicht mehr weit bis zu einer Herabstufung des Finanz-Ratings. Sollte das passieren müssen die Unternehmen höhere Zinsen auf Kredite bezahlen – das würde die bisherige Kalkulation der Refinanzierung über den Haufen werfen und den Anpassungsdruck beim geplanten Preismodell noch verstärken.

Nach dem heutigen Auktionstag, bei dem nur noch neun Bieterrunden abgeschlossen wurden, stiegen die Gesamtgebote auf 5,88 Milliarden Euro, 21,7 Millionen Euro mehr als am Vortag. Nach dem Stand der Schlussrunde 357 hätte die Telekom knapp 2 Milliarden Euro zu bezahlen, Vodafone steht bei 1,7 Milliarden, Telefónica und Drillisch bei jeweils 1,1 Milliarden. Diese Zahlen verändern sich ständig, je nachdem, wer gerade im 1-Block-Streit das Nachsehen hat. An diesem Abend war das Telefónica, die voraussichtlich morgen mit einem Gebot von 123,4 Millionen Euro in die nächste Runde geht.

Update 15.05.2019: Langlaufende Auktion kostet Drillisch 17,5 Millionen Euro in der Quartalsbilanz

Auch an diesem Tag ging die Hängepartie nach bewährtem Muster weiter. Die Gesamtgebote kletterten in zehn Runden um 23,9 Millionen auf über 5,86 Milliarden Euro. Nach wie vor ist kein Ende abzusehen.

Das hat inzwischen auch Konsequenzen außerhalb des Bieterverfahrens. Denn bei der heute vorgestellten Bilanz von Drillisch-Mutter United Internet für das erste Quartal 2019 war das Ergebnis um 17,5 Millionen niedriger als es hätte sein müssen. Das Problem: ein schiedsgutachterliches Verfahren über die Festlegung von Preisen für Vorleistungen, die Drillisch bezieht, liegt so lange auf Eis, bis die Auktion beendet ist. Denn die Bieter dürfen derzeit nicht miteinander über vertragliche Dinge sprechen. Drillisch hatte eigentlich erwartet, dass die Verhandlungen längst abgeschlossen wären und die Kosten gedrückt werden können. Da dies nun nicht der Fall war, wies das Mutterunternehmen „vorläufige Mehrkosten“ in Höhe von 17,5 Millionen Euro aus, die das Ergebnis drückten. In der Folge war die EBIT-Entwicklung negativ, es sank um rund 1,8 Millionen Euro auf 181,1 Millionen Euro. Ohne diesen Posten wäre das EBIT nicht um 1,0 Prozent gesunken, sondern um 8,6 Prozent gestiegen.

Update 14.05.2019: Vodafone kündigt Start von 5G für den 3. Juli an – aber nicht in Deutschland

Nach weiteren zehn Runden im vorhersehbaren 1-Block-Poker stiegen heute die Gesamtgebote auf knapp 5,84 Milliarden Euro. Sollte diese Entwicklung ungestört weitergehen, wird Ende der kommenden Woche auch noch die 6-Milliarden-Euro-Grenze gerissen.

Vodafone setzte heute mehrere Ausrufezeichen – allerdings nur außerhalb der Auktion. Zum einen will der Provider am 3. Juli sein 5G-Netz starten. Nein, nicht hierzulande, sondern in sieben britischen Städten. Zum anderen gab das Unternehmen heute bekannt, dass nach hohen Abschreibungen nun doch die Dividende gekürzt werden muss, um sich für die hohen Kosten der deutschen 5G-Lizenzen sowie die anstehenden Investitionen in den Netzausbau zu wappnen. Das führte prompt zu wilden Spekulationen über die finanzielle Belastbarkeit des Konzerns. Während jedoch die einen die Dividendenkürzung als Beleg für knapper werdende Mittel nehmen, die Vodafone unter Druck setzen, dem preistreibenden Nervenkrieg um einen einzigen Block ein baldiges Ende zu bereiten, sehen andere in der geringeren Ausschüttung einen gelungenen Schachzug um die verfügbaren Mittel zusammenzuhalten und damit das Finanzpolster für die Auktion aufzustocken.

Update 13.05.2019: Tauschangebot findet keine Unterstützung

Mit der letzten Runde des vergangenen Freitags kam erstmals seit knapp zwei Wochen wieder Leben in die Auktion. Drillisch hatte seine teuer erkauften 3,6-GHz-Blöcke zurückgegeben und stattdessen auf einen zusätzlichen 2,0-GHz-Block geboten sowie auf fünf günstigere 3,6-GHz.-Blöcke. Doch was wollte der Newcomer damit bezwecken? Und vor allem: Wie würden die drei Provider nach den zwei Tagen Bedenkpause, die das Wochenende bot, darauf reagieren? Fuenf-G.de befragte dazu Dr. Stephan Knapek, Managing Partner des Beratungsunternehmens TWS. Der Mathematiker und Spieltheoretiker sieht im Verhalten des Newcomers ein klares Angebot.

Dr. Stephan Knapek vom Beratungsunternehmen TWS

Dr. Stephan Knapek vom Beratungsunternehmen TWS

 „Offensichtlich war Drillisch zu einem Tausch bereit und hätte auf einen der umstrittenen Blöcke im 3,6-GHz-Band verzichtet, wenn dafür eine Kompensation im 2,0-GHz-Band erfolgt. Nachdem nun bereits seit mehr als 125 Runden um einen solchen Block gerungen wird, hätte sich damit die Möglichkeit geboten, die Auktion zu einem Ende zu führen.“

Ein Tausch war aber offensichtlich für die anderen Teilnehmer nicht attraktiv. „Ein netter Versuch, jedoch ist keiner der anderen Auktionsteilnehmer darauf eingegangen, obwohl Drillisch noch einmal nachgesetzt hat“, konstatiert Knapek. In seinen Augen wäre es auch sehr unwahrscheinlich gewesen, auf diese Weise das aktuelle Patt zu lösen. So holte sich zunächst Vodafone seinen 2,0-GHz-Block zurück, und auch die in der nächsten Runde betroffene Telefónica mochte nicht auf Spektrum in diesem attraktiven Band verzichten. Den teureren 2,0-GHz-Block, der im ersten Anlauf 166,5 Millionen, im zweiten 166,8 Millionen kostete, „finanzierte“ Drillisch übrigens mit dem Umtausch der hochpreisigen 3,6-GHz-Blöcke in günstigere. Lässt man die Zahlungsverpflichtungen aus der Rückgabe von Blöcken außer Acht, reduzierten sich die Höchstgebote von Drillisch sogar um rund 10 Millionen Euro.

Umgekehrt zeigt sich auch Drillisch nicht bereit, echten Verzicht zu üben. Theoretisch hätte auch die Chance bestanden, dass Drillisch die Preise flächendeckend schneller erhöhen wolle. Dies habe sich aber im weiteren Verlauf der Auktion nicht bestätigt, so der TWS-Berater. Man habe auch nicht davon ausgehen können, das gerade jetzt irgendwelche selbstgesteckten Bietergrenzen hätten erreicht werden können. „Das wäre reiner Zufall gewesen“, bekräftigt Knapek. „Nun sind wir wieder auf null“, so sein Fazit des heutigen Bietertages. Denn inzwischen sind die 2,0-GHz-Blöcke wieder verteilt wie zuvor, Drillisch hat die teuren 3,6-GHz-Blöcke erneut ersteigert, und die Provider setzen ihren 1-Block-Poker fort wie in den 125 Runden vor dem Schritt von Drillisch.

Ihn erinnert das an die Auktion von 2015: Auch damals gab es einen langen – und teuren – Bieterwettkampf um einen einzigen Block im 1,8-GHz-Band, in dem letztlich rund 50 Prozent höhere Preise gezahlt wurden als derzeit im 2,0-GHz-Band. Doch war die Auktion nach 181 Runden beim Stand von rund 5,1 Milliarden Euro beendet. Die aktuelle Auktion ist dagegen bereits in Runde 328 angekommen, das Gesamtgebot liegt bei 5,81 Milliarden Euro, rund 100 Millionen Euro höher als am Freitag.

Das wahrscheinlichste Ende für die Auktion sieht der Mathematiker in dem Fall, dass tatsächlich einer der beteiligten Bieter nachgibt und auf einen Block verzichtet. Zwar gebe es theoretisch die Möglichkeit, dass sich ein Teilnehmer komplett zurückzieht. Diese extrem unwahrscheinliche Option stehe aber lediglich Drillisch als Newcomer offen. Die drei Netzbetreiber seien gezwungen, in die Zukunft ihrer Netze zu investieren und weitere Frequenzen zu erwerben. Drillisch könnte sogar ohne jegliche Zahlungsverpflichtung ausscheiden, wenn die erfolgreichen Gebote unter die angemeldete Mindestausstattung fallen (Anm. d. R.: wie beispielsweise in Runde 226, als Drillisch nach einem Angriff von Telefónica nur noch ein Spektrum von 30 MHz in Händen hielt). Jedoch sei ein solches Verhalten nicht opportun. „Damit würde sich Drillisch für kommende Auktionen ins politische Abseits befördern“, befürchtet Knapek. Denn dann würde man dem Unternehmen vorwerfen, lediglich die Preise für die Wettbewerber hochgetrieben zu haben. So bleibe nur eines: „Wir müssen Geduld haben!“

Weitere Infos zur Frequenzauktion:

Hier finden Sie die Updates der achten Woche.

Hier finden Sie die Updates der sechsten und siebten Woche.

Hier finden Sie die Updates der fünften Woche.

Hier finden Sie die Updates der vierten Woche.

Hier finden Sie die Updates der dritten Woche.

Hier finden Sie die Updates der ersten und zweite Woche sowie grundsätzliche Informationen zur Auktion.