Newcomer 1&1 Drillisch hat die wochenlange Hängepartie beendet. (Bilder: Pixabay / GDJ, geralt; Komposition: H. Jacob)

Nach 494 Bieterrunden – und drei „Nullrunden“, in denen keine neuen Gebote abgegeben wurden – ist die längste Frequenzauktion der deutschen Geschichte jetzt beendet. Den Anstoß gab 1&1 Drillisch: entgegen der bisherigen Strategie, mindestens 80 MHz Bandbreite zu ersteigern, begnügt sich der Newcomer unter den Providern nun mit 70 MHz.

Am Morgen noch wurde das erneute Tausch-Angebot, das 1&1 Drillisch am Vorabend signalisiert hatte, von den Mitbewerbern abgelehnt. Der Newcomer wollte einen der umstrittenen 3,6-GHz-Blöcke freigeben, wenn er im Gegenzug einen weiteren Block im 2-GHz-Band übernehmen kann. Doch die anderen Auktionsteilnehmer setzten ihre bewährte Strategie nun auch im unteren Spektrum fort. Wer also einen Block verliert, holt sich eben den nächstgünstigeren. Wobei im 2-GHz-Bereich noch immer die 2-Prozent-Regel galt, nicht der erhöhte Aufschlag von 13 Millionen. Nachdem 1&1 Drillisch den 2-GHz-Block wieder verloren hatte, holte sich das Unternehmen postwendend wieder Ersatz im 3,6-GHz-Band – damit war die Initiative, die das Ende der wochenlangen Hängepartie herbeiführen sollte, zunächst gescheitert.

Einen besonderen Blick hat sich auch die Telekom verdient: Sie hatte in Runde 489 einen 3,6-GHz-Block verloren. In den folgenden drei Runden holte sie sich dafür auch keinen Ersatz. Bis zur Runde 492 hatten Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch wieder ihre „Wunschausstattung“ beisammen, die Telekom stand wie Vodafone bei 12 Frequenzblöcken. An dieser Stelle hätte die Auktion enden können – wäre die Telekom mit dem eigenen Bestand der letzten vier Runden zufrieden gewesen. Doch dort entschied man sich, erneut in das Geschehen einzugreifen und doch noch einen weiteren Block zu ersteigern. Somit war auch diese Chance auf ein Ende der Frequenzauktion vertan.

Der Leidtragende der Telekom-Ambitionen war zunächst Telefónica. Die O2-Mutter setzte mit einem neuen Gebot in Runde 494 seinerseits 1&1 Drillisch unter Druck. Doch hier hatte man anscheinend beschlossen, dem Schauspiel nun ein Ende zu setzen und kein neues Gebot abzugeben. Nachdem die drei Provider nun auch ihre Wunschausstattung erzielen konnten, kamen auch hier keine weiteren Reaktionen. Gemäß den Auktionsregeln wurden insgesamt drei Runden à 60 Minuten abgewartet, in denen keine neuen Gebote eingingen, bis das offizielle Ende der Auktion verkündet wurde.

Und so sieht das Endergebnis aus

Deutsche Telekom:
4 Blöcke bei 2,0 GHz, 9 Blöcke bei 3,6 GHz, davon der konkrete 10-MHz-Block bei 3,7 GHz – Gebotssumme 2.174.943.000 Euro

Vodafone:
4 Blöcke bei 2,0 GHz, davon einer erst ab 2026 verfügbar, 8 Blöcke bei 3,6 GHz, davon der konkrete 20-MHz-Block bei 3,4 GHz – Gebotssumme 1.879.689.000 Euro

Telefónica:
2 Blöcke bei 2,0 GHz, davon einer erst ab 2026 verfügbar, 7 Blöcke bei 3,6 GHz  – Gebotssumme 1.424.832.000 Euro

1&1 Drillisch:
2 Blöcke bei 2,0 GHz, beide erst ab 2026 verfügbar, 5 Blöcke bei 3,6 GHz  – Gebotssumme 1.070.187.000 Euro

Insgesamt 52 Tage hatte die Auktion gedauert. Die Gesamtsumme der Gebote erreichte 6,55 Milliarden Euro. Im Vorfeld war mit einem Ergebnis zwischen 3 und 5 Milliarden Euro gerechnet worden. Hier geht es zum finalen Ergebnis der Gebote bei der Bundesnetzagentur.

Die Auktionsteilnehmer haben viel Geld für taktische Spielchen vergeudet

Das nun erzielte Ergebnis hätten die Auktionsteilnehmer schon acht Wochen früher haben können – und um mehr als 1,2 Milliarden Euro günstiger. Das erste Mal war dieser Stand am 15. April in Runde 191 aufgetreten, damals noch bei einer Gebotssumme von 5,3 Milliarden Euro. Dies markierte den Anfang des 1-Block-Pokers ab Runde 192. Auch in den Runden 201, 203, 209, 218, 220, 224 kam es zu diesem Ergebnis, die nächsten 200 Runden dann nicht mehr. Erst in Runde 427 trat der jetzige Endstand bei einer Gebotssumme von 6,057 Milliarden Euro erneut auf, zudem in den Runden 429, 433,436,438, 440, 462, 464, 466, 469, 478, 480 und zuletzt in Runde 482.

Blickt man allein auf das Ergebnis von 1&1 Drillisch, dann fällt die Bilanz noch verheerender aus: Das Ergebnis, mit dem sich der  Neueinsteiger letztendlich zufriedengeben musste, war das erste Mal in Runde 49 aufgetreten. Die Gesamtgebote lagen da noch bei knapp 716 Millionen Euro, 1&1 Drillisch hätte davon nur 186 Millionen tragen müssen. Insgesamt war die Kombination von 2 der 2026er 2-GHz-Blöcke und 5 der abstrakten 3,6-GHz-Blöcke bei 1&1 Drillisch in 225 der 494 beendeten Bieterrunden aufgetreten.

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, kommentierte das Ende der Auktion:

„Das Ende der Auktion ist zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland. Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten. Die Frequenzen sollen nicht nur für den neuen Mobilfunkstandard 5G, sondern auch für eine bessere Mobilfunkabdeckung in Deutschland eingesetzt werden. Es liegt nun in der Hand der Unternehmen die Frequenzen zügig zu nutzen und die damit verknüpften Versorgungsauflagen zu erfüllen.“

Bereits morgen um 13:00 Uhr erhalten die Teilnehmer ihre Zuschlagsurkunden ausgehändigt.

Tagesanalyse 11.06.2019: Neues Tausch-Angebot von 1&1 Drillisch

Bis zur letzten Runde des Tages hat sich der Newcomer Zeit gelassen, um seinen Beitrag zur baldigen Beendigung der laufenden Mammut-Auktion zu leisten. Das Unternehmen gab einen Block im 3,6-GHz-Band zurück und ersteigerte stattdessen einen der erst ab 2026 verfügbaren Blöcke im 2-GHz-Spektrum. Ein solches „Tausch-Angebot“ hatte 1&1 Drillisch bereits schon einmal gemacht, am 10. Mai in Runde 318. Damals war jedoch keiner der anderen Auktionsteilnehmer darauf eingegangen – so ging der Bieterwettkampf um einen einzigen 3,6-GHz-Block einen ganzen Monat weiter, die Gebotssumme stieg derweil um über 730 Millionen Euro, ohne dass sich an der Situation irgend etwas geändert hätte.

Angesichts des zunehmenden Drucks von Aktionären, die die Börsenkurse aller vier Bieter (und der Drillisch-Mutter United Internet) zwischenzeitlich auf Talfahrt schickten, sowie des erhöhten Mindestaufschlags könnte die Bereitschaft, auf die Offerte des Neueinsteigers einzugehen, diesmal größer sein. Denn statt rund zwei Prozent müssen Neugebote seit vorigem Mittwoch um mindestens 13 Millionen Euro über dem zuletzt genannten Preis liegen, so dass die Auktionssumme seitdem wesentlich schneller ansteigt. Nun haben die drei Provider eine ganze Nacht Zeit, sich über die weitere Strategie Gedanken zu machen.

Dr. Rüdiger Hahn, BNetzA

Die suchten zuletzt ihr Heil in der Konfrontation. Die Erhöhung des Mindestinkrements – gemäß der zuvor festgelegten Auktionsregeln – sei eine unzulässige Änderung des Auktionsdesigns, Vodafone und Telekom überlegten laut, gegen das Verfahren zu klagen. Und auch eine Personalie in der Bundesnetzagentur, die die Auktion veranstaltet, nahmen die drei Provider zum Anlass, bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorstellig zu werden und gegen die Versteigerung Stimmung zu machen. Denn für einen hat die Auktion einfach zu lange gedauert: Der zuständige Abteilungsleiter Dr Rüdiger Hahn geht am 1. Juli in den Ruhestand, berichtet das Handelsblatt. Vergangene Woche hat der Chef-Auktionator seine operativen Aufgaben abgegeben und sich in den Urlaub bis zum Ende seiner Amtszeit verabschiedet. Die Verantwortung werde weiterhin von seinem bisherigen Auktionatorteam wahrgenommen, teilte die Bundesnetzagentur mit. Die Leitung wird kommissarisch die Leitende Regierungsdirektorin Birgit Neeb übernehmen.

Dass Hahn diese 5G-Frequenzauktion, die am 19. März gestartet war, nicht mehr selbst zu Ende bringen kann hatte er vermutlich nicht erwartet. Die bislang längste Auktion im Jahr 2010 ging über 224 Runden. Beim laufenden Bietergefecht wurden in 51 Tagen, verteilt auf 13 Wochen, bereits 487 Runden abgeschlossen.

Nach dem langen Wochenende ging die Auktion heute erst um 13:00 Uhr weiter, daher gab es nur 6 Runden, die einen Zuwachs von 81,3 Millionen Euro brachten. Die Gesamtsumme der Gebote übersteigt inzwischen die Schwelle von 6,4 Milliarden Euro und liegt damit deutlich über den Erwartungen von 3 bis 5 Milliarden Euro.

 

Weitere Infos zur Frequenzauktion:

Hier finden Sie die Updates der zwölften Woche.

Hier finden Sie die Updates der zehnten und elften Woche.

Hier finden Sie die Updates der neunten Woche.

Hier finden Sie die Updates der achten Woche.

Hier finden Sie die Updates der sechsten und siebten Woche.

Hier finden Sie die Updates der fünften Woche.

Hier finden Sie die Updates der vierten Woche.

Hier finden Sie die Updates der dritten Woche.

Hier finden Sie die Updates der ersten und zweite Woche sowie grundsätzliche Informationen zur Auktion.