Mit der Blockchain-Technologie lassen sich IoT-Prozesse absichern (Symbolbild: Pixabay)
Wenn 5G Einzug in die Fabriken und Produktionen hält und damit weitere Dienstleistungen und Nutzen aus großen Datenmengen kommen, steht immer auch die Sorge um die Datensicherheit im Raum. Die Kombination zweier Top-Trends IoT und Blockchain kann hier helfen Sicherheit und Verbindlichkeit zu garantieren. Ein Interview mit Stephan Noller, CEO bei Ubirch – einem Kölner Unternehmen, das beides kombiniert.
Herr Noller, Sie sind Mitgründer der Firma Ubirch und bezeichnen sich selbst als IoT-Enthusiasten und begeistert von der Schönheit von Kryptographie. Welche IoT-Anwendungen sind denn speziell auf eine hochsichere Datenübertragung angewiesen, und welchen Beitrag kann die Blockchain dazu leisten?
„Eine hochsichere Datenübertragung ist die Basis aller IoT-Anwendungen, bei denen die Integrität der Daten wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodelles ist, zum Beispiel wenn es um kritische Infrastruktur wie das Smart-Grid, Trinkwasser-Aufbereitung oder ähnliches geht.
Aber auch datengetriebene, parametrische Versicherungen sind darauf angewiesen. In naher Zukunft wird eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle entstehen. Und in diesem Zusammenhang werden fast alle Industrie-Anbieter involviert sein.“
Was ändert sich denn für den Firmeninhaber oder Bereichsleiter konkret?
Noller: „Nehmen Sie als Beispiel das Modell „Machine-as-a-Service“, bei dem die Sensordaten sozusagen eigenständig Rechnungen generieren. Bei viele dieser Modelle sind mehrere Partner involviert, die vertrauensvoll auf Basis von Daten zusammenarbeiten müssen. Hier hilft die Blockchain: Sie schafft eine Art Backbone-of-Trust – eine Basis, auf die sich alle Beteiligten einlassen können, weil sie als nicht hackbar gilt. Das wird vor allem deshalb immer wichtiger, weil Geschäftsprozesse schneller und datengetriebener funktionieren werden. Maschinenlesbares Vertrauen wird absolut notwendig sein. Genau dazu werde ich in meinem Vortrag auf der 5G CMM Expo sprechen am Beispiel: Die Blockchain on a SIM.“
Das Vertrauen als zentraler Nutzen, Technik-Aspekte spielen also eine Rolle mehr?
Noller: „So weit würde ich nicht gehen, aber wie schon gesagt: Wir glauben, dass die meisten IoT-Geschäftsmodelle im B2B überhaupt nur dann funktionieren, wenn gut skalierende Trust-Infrastrukturen geschaffen werden können. Eine Versicherung wird nur dann eine vollautomatische Regulierung von Schäden anschalten, wenn die Datenquelle, die den Schaden meldet, so sicher ist wie ein Angestellter, der bisher zur Begutachtung rausgefahren ist…“
Die Blockchain-Technologie wird durchaus auch kritisch diskutiert: Komplex, ressourcenhungrig und energieverschwendend – wie passt das mit Industrie 4.0 zusammen?
Noller: „Da hat sich in der Entwicklung viel getan. Unsere Lösung kann zum Beispiel 10.000 Events pro Sekunde verarbeiten auf einer überschaubaren Server-Farm in der Cloud. Die Blockchain-Technologie hat sich drastisch weiterentwickelt, es gibt innovative Formen der Konsensermittlung: statt Proof-of-Work heißt es Proof-of-Stake. Komplexere Blockchain-Architekturen ermöglichen eine deutlich verbesserte Skalierbarkeit. Hier denke ich insbesondere an sogenannte „2nd-Layer-Lösungen“. Es gibt immer besser auf bestimmte Anwendungsfälle zugeschnittene Blockchain-Lösungen, wie unsere auf IoT fokussierte Ubirch-Plattform, die weitgehend auf Transaktions-Beziehungen verzichtet, weil es beim IoT eher um sogenannte „Immutable Logs“, also unveränderliche Protokolle, geht und nicht so sehr um Bezahlvarianten.“
Aspekte, die schwierig zu quantifizieren sein dürften …
Noller: „Das stimmt. Aber lassen sie mich eine Gegenfrage stellen: Wie wird denn Vertrauen mit klassischen Mitteln herbeigeführt? Wie viele Ressourcen verbraucht dieser Weg? Wenn ich zum Beispiel mehrmals hin- und herfliege, um einen neuen Zulieferer genauer kennenzulernen? Oder wenn aufwändige Sicherheits-Protokolle implementiert werden, die ebenfalls Kosten verursachen? Wenn Bauteile sowohl beim Waren-Ausgang als auch beim Waren-Eingang an der nächsten Station an der gleichen Stelle vermessen werden, bloß weil man den Messdaten des vorherigen Lieferanten nicht vertraut? Wir sind davon überzeugt, dass die Blockchain als Infrastruktur um maschinelles Vertrauen zu organisieren am Ende diesen Vergleich gewinnen würde – erst recht in fünf bis zehn Jahren!“
Herr Noller, vielen Dank für das Gespräch.
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