Knapp 30 Unternehmerinnen und Unternehmer interessierten sich für die Ergebnisse der IHK-Studie „Industrie 4.0 in Nord-Bayern“. Im Digital-Forum der Siemens AG in Bad Neustadt stand das Thema der digitalen und vernetzten Produktion im Vordergrund. Wie sehr ist das Thema 5G in diesem Kreis angekommen? 

Regelmäßig führt die Industrie- und Handelskammer in Bayern Studien durch, wie sich selbst die Unternehmerinnen und Unternehmer beim Thema der Digitalisierung und Einführung von Industrie-4.0-Konzepten einschätzen. Das Steckenpferd von Christian Seitz, Diplom-Politologe und Innovationsmanager der IHK in Nürnberg ist das Projekt der Digitalen Transformation der KMU.

Seit einigen Jahren lässt er eine Studie durchführen, deren jüngste Ergebnisse er am 17. Oktober in Bad Neustadt in den Räumlichkeiten der Siemens AG vorstellt. Die gute Nachricht aus seiner Sicht: Von 479 befragten Unternehmen, von denen 244 dem produzierenden Gewerbe zuzurechnen sind, geht mehr als die Hälfte bereits Industrie-4.0.Aktivitäten an.

Kleine Betriebe haben Nachholbedarf bei der Digitalisierung

„Wir erreichen über alle Branchen kleine und mittlere Unternehmen, die sich an unserer Umfrage beteiligen. Dabei zeigt sich klar, dass kleinere Unternehmen Nachholbedarf insbesondere beim Thema neue Geschäftsmodelle haben“, sagt Seitz. Gleichwohl mache der Chancen- und Risiko-Tacho klar, dass der Optimismus der Betriebe im Laufe der Jahre stetig gestiegen sei. Hier dreht der Zeiger kontinuierlich in Richtung zunehmender Optimismus in Sachen Digitalisierung.

Bei der Unternehmensreife in Sachen I4.0 kommt übrigens wieder Gastgeber Siemens ins Spiel: Als positiver Ausreißer sticht es in der relativ kleinen Grundgesamtheit heraus, hat als einziges befragtes Unternehmen in Nordbayern die zweithöchste Reifegrad-Stufe 4 erreicht. Doch auch hier hat Seitz einen positiven Aspekt parat: Im Vergleich zu 2019 sei der „Tannenbaum“ des Reifegrades im Jahr 2022 schmaler und höher geworden, was meint, dass immer mehr Firmen Erfahrung beim Thema Digitalisierung hinzugewinnen. Im Schnitt steigt die Reife um 30 Prozent. Die gute Nachricht relativiert sich aus Sicht der kleinen Unternehmen allerdings. Während noch fast 70 % der Betriebe über 250 Mitarbeiter eine Reifegrad von 2 oder 3 erreichen, hinken die kleineren Betriebe deutlich hinter.

Daten werden einfach gelöscht

Dabei ist es nicht so, dass die Unternehmen kein Bewusstsein für das Thema hätten. Beispiel Datensammlung. Hier werden Stamm- oder Finanz- oder Lieferantendaten von den meisten gesammelt. Und auch Produktions- bzw. Prozessdaten und F&E-Daten werden von vielen gespeichert. Allerdings,  „sammeln sie Daten bei Kunden und in der Produktion, aber machen daraus zu wenig“, sagt Seitz. Die Daten seien da, würden aber bei Erreichen der Speicherkapazität schlicht wieder gelöscht, wie ein Teilnehmer bestätigt.

 

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Gründe für diesen Gap liegen nach Einschätzung der Befragten vor allem im Mangel an Fachkräften. Aber auch der wirtschaftliche Nutzen ist vielen Studienteilnehmern nicht klar. Fast die Hälfte führt als Argumente zudem unklare Rechtsfragen und fehlende Normen und Standards an, die sie davon abhalten, mit den vorhanden Daten zu arbeiten bzw. Industrie-4.0-Projekte umzusetzen. Interessant, dass immerhin gut ein Drittel der Befragten auf die Infrastruktur verweist. 36% bemängeln eine unzureichende Breitbandinfrastruktur. 5G ist hier wie auch in der gesamten Umfrage kein Thema gewesen.

Eine Million theoretischer Varianten

Zurück zur Digitalisierung des Gastgebers Siemens: Am Standort Bad Neustadt sieht man sich in der Motorenproduktion einer sehr hohe Individualisierung ausgesetzt, mit theoretisch einer Million möglicher Varianten. Da Fertigteillager keinen Sinn machen, sieht der Betrieb sein Heil in der Digitalisierung der Prozesse. Bei 600.000 Motoren und allen sieben Minuten einem Setup-Wechsel, müssen die Anlagen stetig umgerüstet werden. Das führt zu insgesamt 35.000 neu konfigurierte Varianten jedes Jahr. Grund für den hohen Automatisierungsgrad am Standort.

Fazit: Die Awareness und das Interesse vieler kleiner und mittelständischer Betriebe am Thema Digitalisierung ist an diesem Tag in der Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Rhön-Grabfeld  vorhanden, diejenige für die in vielen Szenarien notwendige 5G-Infrastruktur noch nicht.

Einige Anwender werden sich auch am 22./23. November 2023 in Würzburg treffen, um ihre individuellen Fragen und Herausforderungen gemeinsam mit 5G-Expertinnen und -Experten diskutieren. Mehr zur Netzwerkveranstaltung Connect2Innovate finden sie hier.