Mit dem wachsenden Leistungsumfang von 5.5G steigt auch der Nutzen für IOT-Anwendungen in der Industrie. (Bild: Huawei)

Nach dem Release ist vor dem Release: Die Entwicklung im Mobilfunk ist stetig im Fluss. Daher ist nicht immer ganz klar, in welchem Zustand sich Standardisierung und Anwendung momentan befinden. Huawei hat in einem Pressegespräch das nahende Erreichen von 5.5G genutzt, um seine Definition des Leistungsumfangs zu verdeutlichen.

In einem Pressegespräch im Nachgang zum Mobile Broadband Forum in Bangkok gab der Chief Security Officer von Huawei in Deutschland, Michael Lemke, Einblicke in den Entwicklungsstand des Mobilfunks in Richtung von 5.5G. Zunächst einmal betont er den wirtschaftlichen Nutzen von 5G und die vor allem im asiatischen Markt stark wachsende Nutzung. Beeindruckend sei der wirtschaftliche Hebel, der in erster Linie im Consumer-Bereich sehr hoch sei. Doch gerade auch bei verteilten B2B-Anwendungen, wie auf Gewässern, weit verteilten Netzwerken oder im Logistik-Bereich weite sich die Konnektivität aus und finde Wertschöpfung statt.

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Diese positiven Entwicklungen würden nun, da 5.5G in Reichweite sei, noch deutlich an Geschwindigkeit gewinnen. Während das Funktionsdreieck von 5G heute

  • eMBB (Enhanced Mobile Broadband)
  • URLLC (Ultra Reliable Low Latency Communications)
  • mMTC (Massive Machine Type Communications)

umfasse, und so schon ein Gbit/s-Durchsatz und Verbindungen in der Größenordnung von zehn Milliarden erlaube, würde mit dem nächsten Schritt eine Verzehnfachung der Leistung stattfinden. Seit einiger Zeit schon beschreibt Huawei die Funktionalitäten

  • Echtzeit-Breitbandkommunikation (RTBC)
  • Uplink-zentrierte Breitbandkommunikation (UCBC)
  • Harmonisierte Kommunikation und Sensorik (HCS)

als notwenige und zentrale Anwendungsszenarien. „Damit sehen wir in 5.5G einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine intelligente Welt“, sagt Lemke. Mit Blick auf die Standardisierungsroadmap der 3GPP sieht er die Realisierung in greifbarer Nähe: Mit dem Release 18 komme das noch einmal erweiterte eMBB. Besonders spannend aus seiner Sicht sind Funktionen wie das Passive IoT, bei dem ein Sensor seine Antwortenergie aus der Strahlungsleistung generieren kann. Eine Funktion, die momentan bis zu einer Entfernung von 230 m funktioniert. Für viele Anwendungen ebenfalls eine Voraussetzung – und daher auch schon länger seitens der Industrie gefordert –, ist die hochpräzise Positionsbestimmung. Auch sie wäre in einem dann eingefrorenem Release 18 enthalten.

Digitale Transformation eine Frage der Denkweise

Lemke sieht einen bedeutenden Trend in der Transformation der Industrie: Weg von einer Fließbandfertigung hin zu einer Inselfertigung , die mit hoch flexibler Auslegung der einzelnen Arbeitsschritte und Mobilität der Produktionsmittel arbeite. Auch hier spiele das Thema der höheren Lokalisierungsgenauigkeit eine wichtige Rolle. Als zweiten Punkt nennt Lemke die Verbesserungen beim Hochladen von Daten in die Cloud. Hier brauche es große Bandbreiten, um den digitalen Zwilling in der Produktion sinnvoll nutzen zu können:  „Eine Steigerung des Uplinks auf 1 Bit/s ist extrem wichtig, um diese Anwendungsfälle voranzutreiben“, sagt Lemke.

Allerdings, so bestätigt Lemke auf Nachfrage von FUENF-G, hänge die Transformation gerade in Europa nicht nur an technologischen Fragen, sondern auch an der Denkweise. „Die Transformation ist ein Prozess, den es anzufangen gilt. Da muss ich groß denken“, betont Lemke. In China, dem Heimatmarkt von Huawei, entstehe der Erfolg durch die klare Nachfrage aus dem Markt: Die wichtigsten Treiber seien

  • gefährliche Tätigkeiten zu reduzieren,
  • vorausschauende Wartung zu ermöglichen,
  • Remote-Anwendungen zu realisieren und
  • den digitalen Zwilling umzusetzen.

„Das sind die Erfolgsszenarien in China. Hier zieht der Markt schon heute sehr viele Vorteile aus der Nutzung von 5G“, betont Lemke.

3GPP funktioniert aus Sicht von Huawei

Zum Abschluss lobt der Unternehmensvertreter noch das aus Huawei-Sicht sehr gut funktionierende Gremium 3GPP: Das Ökosystem der Industrie, das sich in der 3GPP versammelt hat, sei ein sehr potentes. Aus seiner Sicht stelle sich die Frage nach einer Alternative nicht. „Die Zusammenarbeit funktioniert aus unserer Sicht sehr gut, um technologischen Fortschritt in einer globalen Kooperation zu organisieren. 3GPP ist eines von diesen hervorragend funktionierenden globalen Kooperations-Szenarien.“