Investitionen in Automatisierung, IIoT und Infrastruktur treiben auch die Nachfrage nach 4G/5G-Technologie. (Quelle: Nokia/ABI Research-Studie)
Die Krise zur Vorbereitung auf die Zukunft nutzen. So lautet derzeit das Motto in vielen Betrieben. Dabei spielen auch Investitionen in die Infrastruktur eine große Rolle. Spannend dürfte werden, welchen Anteil Investitionen in 5G dabei haben werden. Eine Studie zeigt nun, welche Pläne Industrie-Entscheider kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Bezug auf 5G hatten.
Ein Ergebnis der Studie ist eindeutig: Entscheider quer durch alle Branchen und Industrienationen planen, ihre Kommunikations- und Steuerungsnetze in den nächsten zwei Jahren aufzurüsten – das zumindest war die Kernaussage einer Studie von Nokia und ABI Research, die Ende vergangenen Jahres angeschlossen werden konnte und deren Egebnisse nun veröffentlicht wurden. Die knapp über 600 Befragten stammten zu ungefähr gleichen Teilen aus den drei großen Bereichen Automobil-, Maschinenbau- und Konsumgüterindustrie.
Die Ergebnisse zeigen, dass 74 % der Befragten planten, ihre Kommunikations- und Steuerungsnetze bis Ende 2022 aufzurüsten. Mehr als 90 % wollten den Einsatz von 4G- und/oder 5G-Mobilfunk in ihren Betrieben prüfen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) gab an, dass die neueste Generation von Mobilfunktechnik (4G/LTE bzw. 5G) erforderlich sein wird, um die eigenen Transformationsziele zu erreichen.
Investition in digitale Infrastruktur
Diejenigen Unternehmen, die Investitionen in 4G oder 5G planen, wollen damit vor allem die bestehende Infrastruktur digitalisieren und verbessern (63 %), mittels Robotik die Automatisierung vorantreiben (51 %) und die Produktivität der Mitarbeiter erhöhen (42 %).
„Der Bedarf an industrietauglichen drahtlosen Netzwerken wird verbunden mit der Verfügbarkeit von einfach zu implementierenden privaten Campusnetzen zu einer schnellen Verbreitung führen.“
Manish Gulyani, Vice President Marketing bei Nokia Enterprise
Manish Gulyani, Vice President Marketing bei Nokia Enterprise, kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen: „Wir sind an einem Wendepunkt bei der Transformation in Richtung Industrie 4.0 angelangt, weil die dafür notwendige schnelle und sichere Konnektivität jetzt verfügbar ist. Die Untersuchung zeigt den großen Bedarf an industrietauglichen drahtlosen Netzwerken, um die transformativen Vorteile der Digitalisierung und Automatisierung nutzen zu können. Verbunden mit der Verfügbarkeit von einfach zu implementierenden privaten Campusnetzen wird dieser Bedarf nach unserer Auffassung zu einer schnellen Verbreitung führen.“
Die Untersuchung analysierte die kurzfristigen Faktoren, die die Investitionsentscheidungen für neue industrielle Systeme beeinflussen – in den Bereichen IT (Informationstechnologie) und OT (Operational Technology, d. h. Technik für die Steuerung der Produktionsabläufe). Die IT-Treiber sind in erster Linie die Reduktion von Ausfallzeiten (53 %), die Verbesserung der operativen Effizienz (42 %) und der Sicherheit (36 %). Bei den OT-Treibern zeigt sich der Wunsch, veraltete Infrastruktur zu ersetzen (43 %), die Effizienz zu verbessern (40 %) und die Kapazität zu erhöhen (38 %).
Weitere interessante Ergebnisse sind:
- 88 % der Befragten geben an, dass sie bereits mit 4G/5G-Campusnetzen vertraut sind
- 84 % derjenigen, die 4G/5G in Erwägung ziehen, favorisieren ein eigenes lokales Campusnetz in ihren Produktionsstätten
- Vorrangige Investitionsbereiche sind die Automatisierung und Modernisierung von Maschinen (47 %), IIoT-Initiativen (42 %), gefolgt von Cloud-Infrastrukturen (37 %)
4G/5G ein großes Thema für deutsche Industrie
Schaut man auf die Antworten der Befragten in Deutschland, zeigt sich ein ähnliches Bild: Auch hierzulande beschäftigen sich etwa dreiviertel der Entscheider mit dem Einsatz von 4G/5G in der Fertigung. Weitere 15 % beschäftigen sich ausschließlich mit 5G. Als wichtigste Anwendungen, die durch 4G oder 5G unterstützt werden könnten, nennen 22 % der Befragten die Digitalisierung bestehender Anlagen und Maschinen, 17 % das Thema Sicherheit/Überwachung. Bei den Gründen für Investitionen in die industriellen Systeme geben 60 % der Befragten als wichtigsten Faktor im IT-Bereich an, die Ausfallzeiten von Maschinen reduzieren zu wollen. Im Bereich Operational Technology (OT) werden vorrangig Verbesserungen bei Qualität und Effizienz mit je 38 % als Investitionstreiber gesehen. Im Ländervergleich ist das Thema Sicherheit (31 %) für die Teilnehmer aus Deutschland besonders wichtig.
„Die Befragten wollen sich nicht auf Wi-Fi/WLAN festlegen und ziehen stattdessen die neuesten Funktechnologien in ihre Überlegungen ein.“
Ryan Martin, Autor der Studie
Während Experten in den Anlagen der Zukunft eher ein nebeneinander verschiedener Drahtlostechnologien sehen, glauben nur 20 % der Befragten, dass Wi-Fi 6 (802.1ax) die künftigen Anforderungen erfüllen wird. Ryan Martin, Principal Analyst von ABI Research, dazu:„Wichtig ist: Die Ergebnisse zeigen, dass Industrieunternehmen eine Präferenz für drahtlose Campusnetze haben, die sich vollständig in ihrem Besitz befinden und von ihnen betrieben werden. Die Unternehmen bevorzugen dabei das Inhouse-Management, um Sicherheitsbedenken zu zerstreuen. Offensichtlich wollen sich die Befragten nicht ganz auf Wi-Fi/WLAN festlegen und ziehen die neuesten Funktechnologien in ihre Überlegungen ein. Infolgedessen ist 2020 ein entscheidendes Jahr für Netzwerkhersteller, um den Markt über die Vorteile von 4G/LTE und 5G aufzuklären.“
Auf Basis dieser Untersuchung sehen die Autoren zudem die Notwendigkeit für die gesamte Branche, nicht nur den potenziellen Return on Investment von Investitionen in private Drahtlostechnik zu beziffern, sondern auch die Kosten des Nichtstuns klar zu ermitteln. Netzwerkausrüster sollten sich dafür aussprechen, heute in Industrie 4.0 zu investieren, um einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen zu haben, die sich entscheiden zu warten.
Hier finden Sie die Studie in Kurzform.
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