Der deutsche Antennen- und Funkspezialist IMST geht nicht in chinesische Hände. (Bild: Clker-Free-Vector-Images, Mohamed Hassan / Pixabay, Komposition: H. Jacob / FUENF-G.de)
Die Bundesregierung hat den Verkauf des deutschen Mittelständlers IMST an einen chinesischen Staatskonzern untersagt. Ausschlaggebend für die Entscheidung war nicht nur die indirekte Mitwirkung an Rüstungsprojekten der Bundeswehr, sondern auch die Expertise des Unternehmens aus Kamp-Lintfort im Bereich der 5G-Technologie, beispielsweise für die Automobil-Industrie.
Die IMST GmbH (ehemals Institut für Mobil- und Satellitenfunktechnik) darf nach einer Entscheidung der Bundesregierung nicht an den Rüstungskonzern Cadic, ein chinesisches Staatsunternehmen, verkauft werden. Nach einem Bericht des Spiegel wurde offensichtlich versucht, das Vorhaben zu verschleiern: Beim geplanten Verkauf seien mehrere, eigens gegründete Unternehmen zwischengeschaltet worden. Hinter diesen stand Addsino, wiederum eine Tochtergesellschaft von Cadic.
Von IMST stammt unter anderem eine Schlüsselkomponente des Erdbeobachtungssatelliten TerraSAR-X. Die Bundeswehr kaufte Daten des Satelliten und entwickelte daraus ein präzises 3D-Höhenmodell für den militärischen Einsatz. In der Bundesregierung bestand die Befürchtung, dass das IMST-Know-how an China abfließen könnte und zur Aufrüstung der Volksrepublik beitragen würde.
Auch im Bereich 5G aktiv
Ein weiterer Grund, den Verkauf des Unternehmens zu untersagen, soll dem Bericht zufolge der Schutz der technologischen Souveränität Deutschlands im Bereich künftiger Mobilfunksysteme gewesen sein. Gemeint ist damit elementares Know-how für 5G und nachfolgende Mobilfunkgenerationen und der darauf aufbauenden Netzwerkkomponenten. Nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums wäre IMST kein zuverlässiger Liefer- und Entwicklungspartner mehr, wenn sich das Unternehmen unter der direkten Kontrolle eines chinesischen Rüstungskonzerns stehen würde.
Die Tätigkeit von IMST basiert auf vier Säulen:
- Anwendungsorientierte Forschung für Funkkommunikation und Radarsysteme sowie Mikrosystemtechnik und Nanoelektronik;
- Industrielle Auftragsentwicklung von der Mikroelektronik bis zur kompletten Produktrealisierung in Soft- und Hardware;
- Entwicklung und Vertrieb von einsatzfähigen Standard-Produkten, wie Funkmodulen und Lösungen;
- Test-, Prüf- und Zertifizierungszentrum für Funk- und Hochfrequenztechnik.
Insbesondere im Bereich der Antennentechnik für 5G ist IMST tätig. Dies betrifft sowohl die Antennentechnik für Funknetzbetreiber (Radio Access Network, RAN), als auch anwendungsbezogene Lösungen, etwa für die Fahrzeugkommunikation (C2X). So entwickelt der Funkspezialist intelligente Multistandard-Antennenmodule, die 5G- und weitere Funkstandards vereinen und eine zuverlässige, sichere Datenübertragung als Grundlage für Fahrer-Assistenzsysteme und autonome Fahrzeuge ermöglichen. Zusammen mit weiteren Partnern arbeitet die ehemalige Ausgründung der Universität Duisburg-Essen daran, mit dieser Technologie auch Lösungen im Bereich Smart Shipping zu entwickeln.
Zudem engagiert sich der Funkspezialist im gerade gestarteten Forschungsprojekt AIMM – Artificial Intelligence-enabled Massive Multiple Input / Multiple Output. IMST bearbeitet hier als Projektpartner das Teilvorhaben Linearisierung von Leistungsverstärker-Arrays. Ziel des Projekts ist unter anderem, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Betrieb und Management von 5G-Antennen zu optimieren – sowohl im Zusammenspiel von Sender und Empfänger als auch in der Organisation der Funkzellen.
Beitrag kommentieren