Der Einsatz von Komponenten des chinesischen Herstellers in Europa ist umstritten. (Bild: Pixabay)

Huawei verliert auf dem Weltmarkt den Boden unter den Füßen. Die Auseinandersetzungen um den chinesischen Netzwerkausrüster spitzen sich zu. Deutschland bleibt Unentschieden. Wie sieht die Zukunft des weiteren 5G-Ausbaus aus?

Montag, den 25.07.2022: Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Informationen aus dem Bundesinnenministerium berichtet, könnte Berlin den Netzbetreibern verbieten, „kritische Komponenten“ chinesischer Hersteller wie Huawei und ZTE zu verwenden. Umgekehrt behält sich die Bundesregierung vor, die Zusammenarbeit mit Huawei beim Aufbau des 5G-Netzes in Deutschland rechtlich zu beschränken.

Auch die Nutzung bereits installierter Komponenten könnte damit untersagt werden. „Soweit deren Weiterverwendung geeignet ist, die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen, insbesondere, wenn der Hersteller der kritischen Komponente nicht vertrauenswürdig ist“, zitiert die Zeitung das Ministerium.

Huawei verliert an Glaubwürdigkeit und Großkunden

Huawei zählt zu den weltweit größten Anbietern von Telekommunikationsausrüstung und ist ein wichtiger Akteur im Bereich der 5G-Technologie. Dennoch haben mehrere G20-Länder, darunter die USA und das Vereinigte Königreich, dem Anbieter den Ausbau ihrer 5G-Netze untersagt. Der Grund: Sie befürchten, dass die Huawei-Technologie ein Einfallstor für chinesische Spionage oder Sabotage sein könnte.

Laut Bloomberg haben mehr als ein Drittel der Länder, in denen das BIP erwirtschaftet wird, seit 2019 Produkte des chinesischen Smartphone- und Mobilfunkunternehmens Huawei verboten. Nicht nur die großen Player wie die USA und Großbritannien, sondern auch Australien, Neuseeland, Kanada, Japan, Schweden, Indien und Taiwan haben das Verbot verhängt. Unterdessen hat Großbritannien dem Unternehmen untersagt, Kernteile zur 5G-Technologie beizusteuern, was den Anteil von Huawei am neuen Netz des Landes auf 35 Prozent senkt.

Ab dem 20. Mai 2022 dürfen Mobilfunkanbieter in Kanada keine Huawei-Ausrüstung mehr in ihren 5G-Hochgeschwindigkeitsnetzen installieren. NPR argumentierte, dass sich die kanadische Regierung damit ihren Verbündeten angeschlossen hat, um den Handel mit dem chinesischen Technologieriesen einzuschränken.

Deutschlands Dilemma: 5G oder Politik?

Die deutschen Netzbetreiber haben sich jedoch dazu entschlossen, weiterhin auf das Unternehmen zu setzen. Allerdings versichern sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone, dass sie die Huawei-Technik nicht im sogenannten Kernnetz, sondern nur an den Funkmasten selbst einsetzen. Hier wäre eine Umrüstung in Deutschland wohl sehr aufwändig und teuer. Die Netzbetreiber haben ohnehin nur eine begrenzte Auswahl an Ausrüstungslieferanten: Neben Huawei sind noch Ericsson und Nokia auf dem europäischen Markt aktiv. Die Telekom weist darauf hin, dass sie 5G-Komponenten nur zusätzlich zu den bereits installierten 4G-Komponenten desselben Herstellers einbauen kann. Das Zögern Deutschlands, sich von dem chinesischen Unternehmen zu distanzieren, erklärt sich durch die starke Abhängigkeit von den „Bestandslieferanten“ Huawei und Ericsson. Ein Telekom-Sprecher sagte dem SPIEGEL, das Unternehmen wolle sich vorerst nicht an „politischen Spekulationen“ beteiligen.

„Es wäre unvernünftig und naiv, die geopolitische Bedeutung der Aktivitäten von Huawei in Deutschland für Chinas Einfluss nicht zu erkennen.“

Konstantin Kuhle, stellvertretender FDP-Vorsitzender gegenüber dem Handelsblatt

Spionagevorwürfe und die Stunde der Verteidigung für Huawei

Vor dem Hintergrund der russisch-ukrainischen Krise, in die China politisch verwickelt ist, und der übrigen politischen Unruhen, die von der östlichen Supermacht geschürt werden, haben sich die Kundenländer von Huawei in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Huawei steht derzeit auf der Entity List des US-Handelsministeriums, die den Zugang zu Produkten, die mit US-Technologie und -Software hergestellt wurden, einschränkt.

Die USA befürchten, dass die 5G-Ausrüstung von Huawei von China für Spionagezwecke genutzt werden könnte. Nach Angaben mehrerer US-Quellen hatte das FBI Bedenken geäußert, dass Huawei-Komponenten auf Mobilfunkmasten in abgelegenen Gebieten genutzt werden könnten, um wichtige militärische Kommunikation zu überwachen oder zu manipulieren, einschließlich des Funkverkehrs von Atomwaffen-Militärbasen. Die US-amerikanische Federal Communications Commission (FCC) hat sogar bestimmte amerikanische Telekommunikationsunternehmen angewiesen, Huawei-Geräte aus ihrem Netz zu entfernen.

Die Vorwürfe und Funde wurden von Huawei jedoch stets bestritten, da die besagten Geräte, die in der Kritik stehen, auf anderen Frequenzen arbeiten als die US-Militärkommunikation. Dieser Austausch belastet nun die Taschen der Steuerzahler. Medienberichten zufolge wurden bereits 1,9 Milliarden Dollar als Entschädigung für die Mobilfunkbetreiber genehmigt. Dabei könnten die Kosten bald auf mehr als drei Milliarden Dollar über das Budget hinaus ansteigen.

Die Reaktion Deutschlands auf diesen weltweiten Aufschrei bleibt jedoch relativ lau, da es sich in einer prekären Situation mit begrenzten Möglichkeiten befindet. Es bleibt abzuwarten, ob es Huawei gelingt, seinen Namen von den Verleumdungen und Anschuldigungen reinzuwaschen und das Vertrauen seiner weltweiten Kunden wiederzugewinnen.

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Das Konzept einer offenen RAN-Architektur könnte einen Ausweg aus dem Dilemma von Huawei bieten. Klicken Sie auf diesen Link, um mehr zu lesen.

Dorothee Bär (Staatsministerin für Digitalisierung) bestätigt den generellen Ausschluss von Huawei nicht. Sehen Sie hier unser deutsches Interview auf YouTube.

Wie steht Huawei zu diesem Thema? Sehen Sie sich unser Interview mit Walter Haas (CTO / CSO Huawei Deutschland) an. Der zu mehr Dynamik in Deutschland aufruft. Klicken Sie hier, um das YouTube-Video zu besuchen.