Screenshot der BMVI-Webseite: 5G ist für das Ministerium ein wichtiger Themenkomplex. (Bild: Screenshot/BMVI)
Im Exklusiv-Interview bezieht Steffen Bilger Position. Er ist parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur und antwortet auf Fragen der 5G-Community. Auch äußert er sich zum Stand geförderter Projekte, seinen Erkenntnissen daraus sowie der Sicherheitsdiskussion um Huawei.
Immer wieder erreichen die Redaktion Fragen aus der Community: Wo finde ich Hilfe, um meine Fahrzeugflotte 5G-tauglich zu machen? Was tut der Staat überhaupt, um den Aufbau von privaten Netzen zu fördern? An wen kann ich mich wenden und gibt es speziell Berater, die auch kleinen Unternehmen helfen, 5G zu nutzen? Auch im Exklusiv-FUENF-G-Interview mit der Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär wurden solche und ähnliche Themen besprochen und manche Frage an die Kollegen vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur weiter gereicht. Anlass genug für die Redaktion auch hier nachzufragen, und um Antworten auf Ihre Fragen zu bitten. Zeit genommen hierfür hat sich der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger.
FUENF-G: Herr Bilger, trotz aller theoretischen Vorteile der neuen 5G-Technik herrscht noch an vielen Stellen Unsicherheit. Der grundsätzliche Wille scheint auch in Industrie und Wirtschaft vorhanden zu sein, allerdings tauchen immer wieder Fragen auf, wie: Wo bekomme ich konkret Unterstützung als mittelständisches Unternehmen, um ein eigenes privates 5G-Netzwerk umzubauen?
Bilger: Unterstützung für den Ausbau von privaten 5G Netzwerken bieten zum einen Unternehmen, die sogenannte Campusnetze bauen und die Mobilfunknetzbetreiber. Neben einer Beratung erhalten Sie zusätzlich Unterstützung bei der Umsetzung und Integration im eigenen Unternehmen. Auch Verbände stellen Informationen bereit. An den VDMA-Leitfäden „5G im Maschinen- und Anlagenbau“ und den „5G Use Cases“ (die Sie hier finden: „5G im Maschinen- und Anlagenbau“ und den „5G Use Cases“ , Anmerkung der Redaktion) haben beispielsweise Experten aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automatisierungstechnik und dem Fraunhofer IIS Antworten auf grundlegende Fragen zur Integration von 5G in Produkte des Maschinen- und Anlagenbaus sowie deren Produktion gegeben.
FUENF-G: Aber gibt es auch bei Ihnen spezielle 5G-Berater? Wen kann ich ansprechen, um mich beraten zu lassen? Und: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um gefördert zu werden?
Bilger: Die Bundesregierung bietet keine spezielle Beratung zur Umsetzung von 5G in Unternehmen an. Allerdings informieren wir mit der Dialoginitiative „Deutschland spricht über 5G“ über das aktuelle Geschehen mit allen Fakten und Details rund um den Mobilfunknetzausbau. Hinweise zur Förderung auch von 5G-Projekten erhalten sie auch auf der Internetseite des BMVI.
„Die Liste kritischer Funktionen ist derzeit noch nicht endgültig festgelegt. Gleiches gilt für Telekommunikationsgesetz und das IT-Sicherheitsgesetz 2.0, die sich als notwendige Rechtsgrundlage im Gesetzgebungsverfahren befinden.“
Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
FUENF-G: Wie lauten Ihre Erfahrungen zum Beispiel aus der Förderung des Hamburger Hafens? Welche Learnings daraus konnte man bereits in anderen Projekten umsetzen?
Bilger: Im Förderprogramm „Digitales Testfeld Hamburger Hafen“ wurde für die Übermittlung von Sensordaten ein LTE-Standard des Mobilfunknetzes vorausgesetzt, ein 5G-Netz war nicht Gegenstand des Förderprogramms. Es beinhaltete die beiden Projekte „Portwings – Drohnen im Digitalen Testfeld“ und „Digital Port Twin“ und wurde Ende 2020 abgeschlossen. Bis jetzt liegen noch keine Erfahrungen über weitere Anwendungen und Verwendung der Ergebnisse vor. Was ich aber sagen kann: Bei Portwings konnten nach dem Auswahlverfahren zur Hardware und Sensorik, sowie der dazu erforderlichen Infrastruktur Testflüge erfolgreich durchgeführt werden. Dabei zeigte sich, dass die Ziele der Projektförderung wie die Bereitstellung von Echtzeit-Lagebildern, automatisches Abfliegen, automatisierte Routenverfolgung, Integration in digitales Hafenabbild – das alles unter LTE-Standard – erfolgreich getestet wurde.
FUENF-G: Aus Ihrer Sicht also ein Erfolg?
Bilger: Im Projekt „Digital Port Twin“ konnten die Ziele des Projektantrages, einen digitalen Zwilling der Hafeninfrastruktur darzustellen umgesetzt werden. Es wurden selbst erstellte digitale Abbilder – 3D-Scanning von Gebäuden und von Außenbereichen – mit frei verfügbaren Datenquellen, wie Wetterdaten, Auslastung von Parkplätzen, etc. verknüpft. Einerseits wurde die 3D-Modellierung für die Projektarbeit Portwings verwendet, andererseits dienten die 3D-Modelle auch den Tests in Portwings. Durch die Projektförderung war es unter anderem möglich, Erfahrungen in Bezug auf die notwendige Hard- und Software zu sammeln, die Ergebnisse in der Praxis umzusetzen, mit weiteren Daten zu verknüpfen und letztendlich verschiedene Visualisierungsmethoden darzustellen, wie eine Leitstandsvisualisierung, eine VR-Brille oder eine Interaktion mit Avataren.
FUENF-G: Gibt es weitere Pilot-Projekte, die gefördert werden? Können Sie uns einen aktuellen Stand nennen?
Bilger: Neben der anfänglichen Förderung von sechs Forschungseinrichtungen haben wir die Erstellung von Konzepten gefördert und aus 71 eingereichten Konzepten zunächst zehn ausgewählt, deren Umsetzung unterstützt wird. Verteilt über ganz Deutschland ermöglichen wir diesen Projekten die Umsetzung: von Waldbrandbekämpfung in Brandenburg (siehe auch Bericht über Drohnensteuerung und Waldbrandbekämpfung, Anmerkung der Redaktion) über nachhaltige Landwirtschaft in Niedersachsen bis hin zu autonomem Fahren in Bayern ist die volle Bandbreite der Technologie vertreten. Ein Überblick zu den derzeit vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Projekten finden Ihre Leser auch auf unserer Homepage bmvi.de/5G.
FUENF-G: Ein Vorzeige-Projekt ist ja das Smart Venue der DMAG in Hannover: Ist es geplant, dieses Vorhaben gesondert zu unterstützen? Wäre eine Förderung im Sinne einer Ertüchtigung aller größeren Messestandorte denkbar oder gar in Planung?
Bilger: Die Bundesregierung kann und darf nur Projekte finanziell fördern, wenn absehbar ist, dass die Aufgaben nicht oder nicht im erforderlichen Umfang durch private Unternehmen erledigt werden können und ein erhebliches Bundesinteresse besteht. In Hannover waren wir in erste Gespräche eingebunden. Es hat sich jedoch relativ zügig ein Unternehmen gefunden, dass die Investition dort eigenwirtschaftlich tätigen wollte. Derzeit gehen wir davon aus, dass die Errichtung solcher Standorte, an denen sich viele Benutzer bewegen, auch weiterhin für Unternehmen interessant ist und eigenwirtschaftlich realisiert wird.
FUENF-G: Wie soll die Einstufung der Sicherheit der Lieferanten (Stichwort Huawei) konkret funktionieren? Wohin kann ich mich als Unternehmen wenden, um zu erfahren, wer zugelassen ist und welcher Lieferant als sicher gilt?
Bilger: Viele Anforderungen, die im Zusammenhang mit der Sicherheit von Lieferanten diskutiert wurden und werden, betreffen öffentliche Netze – keine Firmen- oder Campus-Netze. Beim Einsatz von Informationstechnik sollte beachtet werden, welchen Bedrohungen die Systeme ausgesetzt sind, welche Gefahren daraus resultieren und welcher Schutzbedarf vorhanden ist. Kritische Komponenten, deren Einsatz untersagt werden könnte, sind nur solche, die kritische Funktionen realisieren. Dies kann sowohl Hard- als auch Software betreffen. Die Liste kritischer Funktionen ist derzeit noch nicht endgültig festgelegt. Gleiches gilt für Telekommunikationsgesetz und das IT-Sicherheitsgesetz 2.0, die sich als notwendige Rechtsgrundlage im Gesetzgebungsverfahren befinden.
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