Kann 5G grün sein? Eine Betrachtung aus Sicht der Nachhaltigkeit.  (Bild: Pixabay)

In unserem letzten Artikel haben wir einige Vorteile der 5G-Technologie in Bezug auf die Nachhaltigkeit erörtert. Nun werden wir in unserem Folgeartikel einen Blick auf die Nachteile werfen. Ist 5G wirklich grün, oder versuchen die Tech-Giganten, einige Dinge unter den Teppich zu kehren? 

Shristi Mangal Pal (freie Journalistin)

 1. Anstieg der Nachfrage produziert Abfall

Claire Curran, Fellow des International Policy Institute of Cybersecurity, äußerte sich in einem Artikel aus dem Jahr 2020, der auf der Website der University of Washington veröffentlicht wurde, zu den Umweltauswirkungen von 5G. Laut Curran entstehen die größten Umweltprobleme bei der Herstellung der vielen Komponenten der 5G-Infrastruktur. Sobald die 5G-Technologie ihren Weg in den technikbegeisterten Markt findet, würde die Verbreitung neuer, mit dem 5G-Netz kompatibler Geräte die Produktionsanforderungen an die Hersteller beschleunigen. Sie vermutet, dass bei der Herstellung und Wartung der neuen Technologien, die mit 5G verbunden sind, große Mengen an Abfall entstehen. Die steigende Produktionsnachfrage könnte zu weniger nachhaltigen Produktionsmaßnahmen führen, da die Unternehmen beim Anblick eines glitzernden Dollarzeichens von ihren moralischen Versprechen abrücken könnten.

2. Hoher Energieverbrauch

Curran befürchtet auch, dass das 5G-Netz unweigerlich zu einem höheren Energieverbrauch bei den Verbrauchern führen wird – und damit die schädlichen Vorläufer des Klimawandels weiter vorantreibt. Zwar können  5G-Netze pro Dateneinheit bis zu 90 Prozent effizienter als 4G-Netze sein. Jedoch brauchen die 5G-Netze aufgrund ihrer höheren Netzwerkdichte, der starken Abhängigkeit von IT-Systemen und -Infrastrukturen, der höheren Netzwerknutzung und des beschleunigten Verkehrswachstums mehr Energie. Einer Studie von STL Partners und Vertiv zufolge („Why Energy Management Is Critical To 5G Success“) wird der globale 5G-Traffic bereits im Jahr 2025 3G/4G überholen. Die Nachhaltigkeit wird damit zu einer dringlichen Priorität der Betreiber. 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Energieeffizienz beim Aufbau von 5G-Netzwerken an erster oder zweiter Stelle steht.

3. Potenzielle Gefahr für Tiere und Vögel

Die derzeit verfügbare Forschung, die die Auswirkungen der 5G-Technologie auf Wirbellose, Wirbeltiere und die Vegetation untersucht, hat überaus gemischte und widersprüchliche Ergebnisse erbracht. Mehrere wissenschaftliche Studien wurden in einer aktuellen Literaturanalyse zu den Auswirkungen der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (RF-EMF; eine Technologie, die in 5G-Netzen vorhanden ist) auf die Flora und Fauna ausgewertet. Die vom Europäischen parlamentarischen Forschungsdienst durchgeführte Literaturrecherche ergab eine gewisse Anzahl von Studien, die zu dem Schluss kamen, dass bei Vögeln und Fledermäusen unter HF-EMF-Exposition Auswirkungen auf das Verhalten und die Fortpflanzung auftreten könnten.

Weitere geringfügige, aber sichtbare gentoxische Wirkungen wurden auch bei anderen Wirbeltierarten beobachtet. Derartige Störungen könnten unsere empfindlichen Ökosysteme gefährden. In einer Studie des Centre for Environment and Vocational Studies der Punjab University stellten Forscher fest, dass die Eier von Spatzen entstellt waren, nachdem sie 5-30 Minuten lang der Strahlung eines Mobilfunkmastes ausgesetzt waren.

Häufig wird auf die wenig erforschte Elektrosensibilität von Menschen und die Erwärmung von Gewebe durch elektromagnetische Strahlung hingewiesen. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist diese jedoch bei Einhaltung der Grenzwerte unbedenklich, lediglich im Bereich der noch wenig genutzten Frequenzen oberhalb 26 GHz sieht das BfS noch Forschungsbedarf (siehe auch hier). In Bezug auf das 5G-Netz wird zudem die Installation der dafür benötigten Antennen kritisiert, wodurch es schwierig sei, Strahlungsintensitäten konkret vorherzusagen. Mehr zur Einordnung der Strahlung lesen Sie im Beitrag: „Wie gefährlich sind „5G-Wellen“?

4. Überfüllte Mülldeponien und falsche Entsorgung von E-Abfall

Ein größeres Problem wird mit Blick auf die Konsumenten-Welt deutlich: Weltweit gibt es heute schätzungsweise mehr als sechs Milliarden Nutzer von Mobilgeräten. Die Einführung der 5G-Technologie und deutlicher Leistungssprünge könnte bedeuten, dass die Unternehmen ihre Produktion steigern müssten, um die wachsende Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen. Wenn Verbraucher weltweit auf 5G-Telefone umsteigen, werden viele ältere Telefone und IoT-Geräte ausrangiert. Ohne Rückkauf- oder Recyclingpläne wird dies zu enormen Mengen an Elektroabfall führen, der weltweit bereits jetzt ein großes Problem darstellt. Die fragwürdige Bewirtschaftung von Elektroschrott ist für mehrere Umweltschutzgruppen nach wie vor ein Thema von höchster Priorität, ebenso wie der mögliche Abbau von nicht erneuerbaren Metallerzen.

Fazit

Die 5G-Technologie und ihre Folgen für das Wohlergehen unseres Planeten bedürfen zweifelsohne noch intensiverer Forschung. Eines ist jedoch klar: 5G hat sich, genau wie seine Vorgänger, aus der Neugier des Menschen und seinem Wunsch nach Geschwindigkeit und Fortschritt entwickelt. In Anbetracht der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir unsere Verantwortung für eine saubere und umweltfreundlichere Zukunft wahrnehmen und gleichzeitig die Innovation fortsetzen. 5G-Technologie scheint in so fern keine anderen Probleme in Richtung Nachhaltigkeit haben, als andere Anwendungen der Vernetzung/IT-Branche.

Wir haben positive und negative Auswirkungen von 5G auf unseren Planeten gegeneinander abgewogen. Während sich zahlreiche Quellen dafür aussprechen, dass 5G eine positive Auswirkung aus Sicht der Nachhaltigkeit haben wird (Lesen Sie hierzu Teil 1 unserer Nachhaltigkeits-Analyse), verneinen dies wiederum viele. Klar ist: Der Appell, nachhaltig zu handeln und gleichzeitig den Weg für technologischen Fortschritt zu ebnen, ist das, was die Zukunft verlangt. Entscheidend wird hier die zeitliche Entwicklung sein.
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