Vierte Woche – vierte Milliarde. Das Ende der Frequenzauktion ist noch nicht in Sicht. (Bilder: Pixabay / GDJ, geralt; Komposition: H. Jacob)
Bieterwettkampf, Strategiediskussionen, neue Höchstpreise: Die aktuelle Versteigerung von Mobilfunk-Frequenzen in Deutschland geht noch weiter. Bleiben Sie auf dem Laufenden!
An dieser Stelle finden Sie täglich neu die Updates der vierten Auktionswoche.
Update 12.04.2019: Jetzt geht es nur noch um den Neid-Faktor
Was sich in den vergangenen Tagen andeutete, hat sich heute weiter verdichtet: Eigentlich könnte die Auktion schon beendet sein. Die Claims sind ziemlich klar abgesteckt. Nur die divergierenden Preise der Blöcke scheinen die Bieter noch zu motivieren, immer wieder neue Gebote abzugeben. Entweder in der Hoffnung, das eigene Preisniveau zu verbessern oder in dem Bemühen, den anderen Auktionsteilnehmern die erzielten Preisvorteile zu nehmen
Telefónica besteht weiterhin auf 90 MHz Bandbreite, davon 20 MHz im 2-GHz-Band und 70 MHz im 3,6-GHz-Band. Von den 2-GHz-Blöcken ist nur einer ab 2021, der andere eigentlich erst ab 2026 verfügbar – die Nutzungsrechte liegen aber auch bis Ende 2025 bei der O2-Mutter.
Drillisch hat sich mit 80 MHz (20+60) arrangiert. Man kann es als Friedensangebot werten, aber auch als Sparmaßnahme: In Runde 185 holte sich der Newcomer im 2-GHz-Band zwei Blöcke mit Zuweisung ab 2026 zurück, gab aber den dritten Block im unteren Band zurück, der fast 50 Millionen Euro teurer war.
Sowohl Telekom als auch Vodafone hielten zuletzt jeweils 120 MHz Bandbreite, beide aufgeteilt in 40 MHz im unteren Band und 80 MHz im oberen. Die Telekom kann ab 2021 im 2-GHz-Band über alle vier Blöcke verfügen, Vodafone hat einen der 2026er-Blöcke im Portfolio.
Gleich in der ersten Runde des Tages sicherte sich Vodafone im 3,6-GHz-Bereich den 20-MHz-Block und gab dafür einen abstrakten Block im gleichen Band zurück – den zweitteuersten in diesem Bereich, mit 108,6 Millionen rund 10 Millionen Euro über den günstigsten. Die Telekom plusterte sich in Runde 184 wieder auf 160 MHz auf, was im Tagesverlauf zwar rückgängig gemacht wurde, aber die 2026er-Blöcke im 2-GHz-Band spürbar verteuerte.
Und auch im 3,6-GHz-Band gibt es den ganzen Tag ein fröhliches Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel, das offensichtlich nur den einen Zweck hat: sich selbst noch einen billigeren Block sichern, wenn man teurer eingekauft hat als der Wettbewerb, oder zumindest für die anderen die Preise hochtreiben. Lässt man den mit Abstand teuersten Block – gehalten von Telefónica – sowie den von Vodafone zurückgegebenen zweitteuersten Block außer Acht, lagen am Vortag die Gebote der abstrakten 3,6-GHz-Blöcke noch um mehr als 6 Millionen Euro auseinander. Bis zum heutigen Abend änderte sich an der oberen Grenze nichts, aber der Einstieg hat sich um 2,5 auf 100,8 Millionen erhöht.
Und verglichen mit Runde 185, die eine identische Verteilung aufweist, hat bei den Durchschnittspreisen vor allem ein Bieter verloren: die Telekom. Sie muss am Ende, in Runde 189, rund 2 Millionen Euro mehr je Block hinblättern und hat damit die Führungsposition als günstigster Einkäufer verloren. Für Telefónica – bereits zuvor „Spitzenzahler“ – hatte sich seit dem Vorabend nichts geändert. Drillisch und Vodafone kamen mit 156.000 und 205.000 Euro vergleichsweise glimpflich davon, Vodafone liegt im Schnitt pro Block 1 Million günstiger als die Telekom, Drillisch zahlt im Vergleich zum magentafarbenen Wettbewerber eine gute halbe Million mehr.
Am Ende des Tages summierten sich Gebote und Zahlungsverpflichtungen auf knapp 5,3 Milliarden, 83 Millionen Euro mehr als am Vortag. Sollte die Auktion tatsächlich mit der augenblicklichen Strategie weitergeführt werden, könnte sie sich noch ein wenig ziehen. Vor allem dann, wenn die Gebote den letzten Preis des noch vakanten Blockes (108,6 Millionen Euro) erreichen sollen, damit auch dieser wieder attraktiv wird. Bei einem augenblicklichen Durchschnittspreis von 102 Millionen Euro ist das noch ein langer Weg.
Update 11.04.2019: Stolpersteine auf dem Weg zur Einigung?
Die Telekom eröffnete den Tag in Runde 172 mit einem Gebot auf den ungeliebten 20-MHz-Block 01K 3,6, mit einem Sprung um 20 Millionen – genau wie am Vortag. Und genau wie am Vortag gab sie den Block in der nächsten Runde wieder zurück. So stieg der Preis innerhalb von zwei Tagen von 3 auf 43,5 Millionen.
Erneut kam Telefónica unter Druck der beiden anderen Provider und konnte erst in Runde 178 sein Ziel von 90 MHz (20+70) verwirklichen – und hielt in der folgenden Runde erneut die Füße still. Sie verteidigte diese Position erneut zum Ende des Tages.
Drillisch blieb lange unbehelligt und unbeteiligt. Nur zur Erinnerung: Die letzte Aktivität des Newcomers fand am Vortag in Runde 165 statt, die dabei erzielte Bandbreite von 80 MHz (20+60) blieb bis Runde 176 bestehen. Das änderte sich in Runde 177: Nun erhöhte Drillisch auf 90 MHz, davon vier statt bisher zwei Blöcke im 2-GHz-Band, und versuchte – erfolglos – die folgenden Gegenreaktionen zu parieren.
Besonders auffällig war heute die Runde 179: Sowohl Telekom (120 MHz / 40+80) als auch Telefónica (90 MHz / 20+70) legten keine neuen Gebote vor. Drillisch holte sich den noch vakanten 2-GHz-Block, verlor aber zugleich einen anderen an Vodafone und kam wieder auf eine Bandbreite von 80 MHz, nun aber in der Verteilung 30+50. Vodafone versuchte offensichtlich, die Position im 3,6-GHz-Bereich zu sichern und erhöhte die Gebote auf alle bereits gehaltenen Blöcke. Hier schlugen 110 MHz zu Buche (30+80).
Nach einem kleinen Intermezzo in Runde 180 war in Runde 181, der letzten des Tages, exakt die gleiche Verteilung wieder hergestellt. Nach den bisher gesendeten Signalen ist davon auszugehen, dass damit jeder für sich eine Position erreicht hat, die akzeptabel wäre. Man darf gespannt sein, wie die Bieter die umgekehrte Sicht – „Kann ich die Position der anderen akzeptieren?“ – beantworten: Gibt es hier ein „Ja“, oder soll noch mehr Geld in strategische Spielchen gesteckt werden? Daran wird sich wohl entscheiden, ob die Auktion morgen relativ zügig zu Ende geht oder ob zum Beispiel Telekom und Vodafone erneut Telefónica attackieren.
Einen Stolperstein könnte es auf dem Weg zur Einigung noch geben: den vakanten 20-MHz-Block, der die untere Grenze des 3,6-GHz-Spektrums markiert. Wer auch immer darauf bietet und damit seine erzielte Bandbreite erhöht, setzt sich der Gefahr aus, dass die anderen dies zum Anlass nehmen und stattdessen wieder andere Blöcke „entführen“. Wenn es keine anderen Bieter gibt, muss die Telekom die zuletzt gesetzten 43,5 Millionen Euro berappen, ohne eine Gegenleistung zu bekommen. Sie selbst kann kein neues Gebot abgeben, da sie sich bereits den anderen „konkreten“ Block am oberen Ende des Bandes gesichert hat.
Das Tagesplus betrug vergleichsweise geringe 138 Millionen Euro. Auch dies zeigt, dass die Auseinandersetzungen an Schärfe verloren haben. Die Zahlungsverpflichtungen summierten sich heute auf 5,2 Milliarden Euro.
Update 10.04.2019: Telekom weiter auf dem Kriegspfad?
Telefónica verfolgt nach wie vor das Ziel, mit 90 MHz Bandbreite (20+70) aus dem Rennen zu gehen, musste aber zwischendurch Rückschläge einstecken und konnte zum Abend nur 80 MHz halten.
Drillisch hat heute interessanterweise nach nur vier Runden seine Aktivitäten eingestellt. Die Position von 120 MHz Bandbreite, die zwei Tage lang verteidigt wurde, scheint geräumt. In Runde 165 erreichte der Newcomer 80 MHz (20+60) – und gab in den folgenden sechs Runden kein neues Gebot ab. Umgekehrt wurden die von Drillisch gehaltenen Blöcke auch von keinem der Mitbewerber angegriffen.
Telekom hatte bis Runde 165 bereits zum zweiten Mal an diesem Tag 140 MHz Bandbreite erreicht. Doch in Runde 168 holte der Kommunikationsriese wieder einmal zum großen Schlag aus und erhöhte auf 170 MHz. Nachdem zu dieser Zeit Drillisch bereits „gezähmt“ war, stellt sich die Frage, was der Kommunikationsriese mit dieser Machtdemonstration erreichen wollte. Die beiden kleineren Konkurrenten weiter einschüchtern? Am Ende doch noch Drillisch rausdrängen?
In dem Fall wäre es wahrscheinlicher gewesen, sich die Blöcke des Newcomers zu schnappen. Doch zu leiden hatte vor allem Telefónica. Will die Telekom signalisieren, dass sie die Position der O2-Mutter nicht akzeptiert? Die gab eine klare Antwort und holte sich in der folgenden Runde drei Blöcke von der Telekom zurück, um den Status Quo wieder herzustellen. Weil die Telekom zugleich den 20-MHz-Block zurückgab, fiel in dieser Runde deren erzielte Bandbreite nach dem Zwischenhoch wieder auf 120 MHz zurück.
Defensiv zeigte sich Vodafone: Nachdem in den ersten vier Runden des Tages dreimal 110 MHz erzielt werden konnten, reduzierte der Provider seine Bemühungen ab Runde 166 auf 100 MHz, auch durch die Rückgabe eines Blockes im 2,0-GHz-Segment. Bis zum Ende des Tages blieb Vodafone nur ein einziger Block im unteren Band, und der steht erst ab 2026 zur Verfügung. Ist hier nach Ansicht von Vodafone die Grenze zur Wirtschaftlichkeit angesichts der Preise von über 200 Millionen Euro pro Block bereits überschritten?
Vakant sind neben dem 2-GHz-Block derzeit auch die beiden „konkreten“ 3,6-GHz-Blöcke – also jene, die am oberen und unteren Ende dieses Spektrums angesiedelt sind. Jeder Bieter darf nur auf jeweils einen dieser beiden Blöcke bieten. Denn am Ende der Auktion sollen die Auktionsteilnehmer im oberen Band ein zusammenhängendes Spektrum erhalten, also einer von 3,4 GHz aufwärts, einer von 3,7 GHz abwärts, die anderen zwei Bieter (oder der verbliebene eine, falls ein Teilnehmer aussteigt) werden in zusammenhängenden Blöcken dazwischen angesiedelt.
Der Finanzminister kann sich freuen, denn auch heute gab es wieder einen deutlichen Anstieg der Höchstgebote. Bereits in der ersten Runde sorgten Vodafone und Telekom für ein Plus von 170 Millionen. In Runde 167 wurde erstmals die 5-Milliarden-Euro-Grenze geknackt. Nach der „Machtdemonstration“ von Telekom in Runde 168 kehrte dann sichtlich mehr Ruhe ein: in den letzten drei Runden betrug der Anstieg zusammen nur noch 30 Millionen Euro. Zum Abend summierten sich Höchstgebote und Zahlungsverpflichtungen aus zurückgezogenen Geboten auf 5,074 Milliarden Euro – schon jetzt mehr als zu Beginn der Auktion erwartet worden war.
Update 09.04.2019: Ein Tag ohne Extreme
Die Summe der Gesamtgebote wuchs heute erneut um eine halbe Milliarde Euro an, auf insgesamt 4,6 Milliarden Euro. Trotzdem könnte man den Tag unter den Titel „Rückkehr der Vernunft“ stellen. Denn der Zuwachs ist – anders als in den vergangenen Tagen – nicht auf eine sprunghafte Erhöhung der Gebote zurückzuführen, sondern auf einen intensiven Austausch der Blöcke, der ein stetiges Anwachsen der Preise förderte.
Ein weiterer Unterschied zu den letzten Auktionstagen: die Telekom holte nicht mehr zum großen Schlag aus. Mehrmals hatte sie zuletzt auf 150 MHz Bandbreite geboten, einmal sogar auf 180 MHz. Heute wurde das Maximum in Runde 152, der ersten des Tages, mit 120 MHz markiert. Telefónica blieb bei seiner Linie, die Position von 90 MHz (20+70) zu verteidigen.
Und auch Drillisch setzte heute ein interessantes Signal: Die Höchstgebote pendelten um die 120 MHz. In Runde 156, bei einer Verteilung von 40 MHz im unteren und 80 MHz im oberen Band, machte der Newcomer kein neues Gebot. Dies könnte bedeuten, dass Drillisch mit dieser Ausstattung zufrieden wäre, auch in den letzten drei Runden blieb es bei diesem Stand.
Die Frage ist allerdings, ob die anderen beiden Wettbewerber zulassen werden, dass ein Newcomer ein größeres Stück vom Kuchen bekommt als sie selbst. Denn für diese bleiben in dieser Konstellation nur 110 und 100 MHz übrig. In der Abschlussrunde 161 hatte sich Telekom 110 MHz (30+80) gesichert. Vodafone lag bei lediglich 80 MHz (30+50), könnte aber noch den nur eingeschränkt nutzbaren 20-MHz-Block bei 3,4 GHz holen, der derzeit vakant ist.
Auf der anderen Seite muss man Drillisch zugestehen, dass hier tatsächlich deutlich höherer Bedarf besteht – das Unternehmen fängt gerade bei Null an. Telekom und Vodafone haben dagegen noch ungenutztes Spektrum aus vorangegangenen Auktionen. Beispielsweise im für die Flächenversorgung geeigneten 700-MHz-Bereich, der in Kürze für LTE oder 5G freigemacht wird.
Update 08.04.2019: Gedankenspiele zu Drillisch
Drillisch bleibt seiner Linie treu und lässt keine vernünftige Linie in seinem Bieterverhalten erkennen. Inzwischen rätselt die ganze Branche: Was will der Newcomer eigentlich? Denn immer wieder sorgt er für Unruhe, vor allem aber treibt er die Preise sprunghaft nach oben. Man muss unweigerlich feststellen, dass Drillisch einen strategischen Vorteil besitzt: Die anderen drei Auktionsteilnehmer haben bereits Netze und sind gezwungen mitzubieten, um diese zu erweitern. Drillisch dagegen kann sich immer noch entscheiden, auf den Aufbau eines eigenen Netzes zu verzichten.
Das wiederum führt zu der Frage, was passieren würde, wenn Konzernchef Dommermuth plötzlich öffentlich verkündet: „Ups, jetzt sind uns die Frequenzen zu teuer, wir steigen aus“. Könnten die drei Provider es sich leisten, die dann freiwerdenden Frequenzen zu ignorieren, um Drillisch nicht von seinen Zahlungsverpflichtungen für zurückgezogene Gebote zu entlasten? Sollten sie darauf hoffen, dass nicht versteigerte Frequenzen in einem Anschlussverfahren günstig zu bekommen sind? Oder würden sie sich auf jeden Fall das verfügbare Spektrum sichern, auch wenn das hieße, die überhöhte Zeche zu bezahlen, die Drillisch ihnen eingebrockt hat?
Vielleicht will Drillisch ja auch provozieren, erneut leergekauft zu werden wie in Runde 96 – da hielt der Newcomer lediglich noch einen Block für lächerliche 2,2 Millionen Euro. Dies könnte ein ideales Ausstiegsszenario darstellen, bei geringen eigenen Kosten und hohen Belastungen für die Provider. Aber das ist alles reine Spekulation.
Als sicher dagegen kann das Signal von Telefónica gelten: 20 MHz im 2-GHz-Band, 70 MHz im 3,6 GHz-Band – das ist es, was die O2-Mutter anstrebt. Ist dieser Stand erreicht, bietet sie nicht weiter mit, fällt sie dahinter zurück, stellt sie in der nächsten Runde den Status Quo wieder her.
Vodafone dagegen pendelt noch ein wenig um die 110 MHz Bandbreite, gerne in der Kombination 40+70 MHz. Zum Ende des Tages reichte es aber heute nur für 100 MHz, davon 20 MHz im unteren und 80 MHz im oberen Band.
Und die Telekom? „It needs two to tango“, heißt es so schön, und der Kommunikationsriese spielt offensichtlich den Gegenpart zu Drillisch. Immer wieder reitet er Attacken gegen die anderen Bieter und erhöht seinen Anspruch auf 150 MHz, davon rund die Hälfte im 2-GHz-Band. Das würde Sinn machen, wenn es nur noch drei Aktionsteilnehmer gäbe – soll das etwa ein Hinweis sein, dass man den Ausstieg des Newcomers erwartet? In der vorletzten Bieterrunde des Tages – Runde 150 – war es wieder einmal soweit. 1,7 Milliarden Euro war der Telekom das Frequenzpaket wert, und damit stieg die Gesamtsumme erstmals über die 4-Milliarden-Euro-Marke. Mit dem Gegengebot von Drillisch in Runde 151 wurden sogar knapp 4,1 Milliarden erreicht.
Weitere Infos zur Frequenzauktion:
Hier finden Sie die Updates der dritten Woche.
Hier finden Sie die Updates der ersten und zweite Woche sowie grundsätzliche Informationen zur Auktion.
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